Moraltheologe: „Besser Adoption als Künstliche Befruchtung“
Die deutsche Bundesregierung
plant eine bessere finanzielle Hilfe bei Künstlicher Befruchtung für gesetzlich Krankenversicherte.
Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff, der Mitglied im Ethikrat ist, warnt im Gespräch
mit dem Kölner Domradio vor falschen Hoffnungen: die Regierung erwecke den Eindruck,
es liege nur an mangelnder Bezahlung, dass die Erfolgsrate bei der künstlichen Befruchtung
so niedrig sei, sagt Schockenhoff.
„Das eigentliche Problem der Künstlichen
Befruchtung ist nicht, dass die Rahmenbedingungen unzureichend wären, sondern dass
das Verfahren selber nur in seltenen Fällen zu einem Erfolg führt. Es sind ungefähr
25 Prozent der Paare, die sich diesem Verfahren unterziehen, die am Ende – oftmals
nach mehrmaligen Behandlungszyklen – auch tatsächlich ein gesundes Kind mit nach Hause
nehmen. Diese „Baby-take-home-Rate“, wie man das nennt, ist sehr gering. Und sie verharrt
seit Langem auf diesem niedrigen Niveau, trotz vieler Versuche, das zu ändern.“
Ein
Kind ist ein Geschenk und kein Produkt. Dies sei der grundsätzliche Einwand, der unter
anderem auch vom Lehramt der Katholischen Kirche erhoben wird, so Schockenhoff.
„Ich
halte die Künstliche Befruchtung nicht grundsätzlich für moralisch unerlaubt. Was
allerdings erforderlich ist, ist, dass man die Paare darüber aufklärt, welche hohen
Risiken sie eingehen, dass sie möglicherweise am Ende doch kein Kind bekommen, und
dass dieser ganze Aufwand medizinische für die Frau sehr belastend ist. Aber noch
größer ist die Belastung im psychischen Bereich: das Auf und Ab einer euphorischen
Hochstimmung. Man hofft, dass es jetzt gelingt, dann gelingt es aber wieder nicht,
dass die künstlich erzeugten Embryonen sich tatsächlich auch implantieren lassen und
eine Schwangerschaft zustande kommt.“
Und dann müsse man auch die hohe
Belastung für die Beziehung der Paare in Betracht ziehen, fügt Schockenhoff an.
„Denn
unausgesprochen steht immer im Raum: Wer ist jetzt schuld? Auf wessen Seite ist die
eigentliche „Versagensursache“? Und die wird ja auch nicht behoben. Viele Beziehungen
gehen am Ende in die Brüche über einer solchen Therapie. Und über diese Dinge wird
nicht genügend aufgeklärt. Und unter dem Strich würde ich deshalb das Fazit ziehen:
Man kann zwar nicht sagen, es ist grundsätzlich unerlaubt aus moralischen Gründen.
Aber wenn man jetzt Vorzüge und Nachteile nüchtern abwägt, würde ich einem Paar den
Ratschlag geben, auf die Künstliche Befruchtung zu verzichten und vielleicht nach
einer Adoption zu suchen. Oder vielleicht das Schicksal der Kinderlosigkeit zu akzeptieren.“