2011-08-05 12:50:01

Moraltheologe: „Besser Adoption als Künstliche Befruchtung“


RealAudioMP3 Die deutsche Bundesregierung plant eine bessere finanzielle Hilfe bei Künstlicher Befruchtung für gesetzlich Krankenversicherte. Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff, der Mitglied im Ethikrat ist, warnt im Gespräch mit dem Kölner Domradio vor falschen Hoffnungen: die Regierung erwecke den Eindruck, es liege nur an mangelnder Bezahlung, dass die Erfolgsrate bei der künstlichen Befruchtung so niedrig sei, sagt Schockenhoff.

„Das eigentliche Problem der Künstlichen Befruchtung ist nicht, dass die Rahmenbedingungen unzureichend wären, sondern dass das Verfahren selber nur in seltenen Fällen zu einem Erfolg führt. Es sind ungefähr 25 Prozent der Paare, die sich diesem Verfahren unterziehen, die am Ende – oftmals nach mehrmaligen Behandlungszyklen – auch tatsächlich ein gesundes Kind mit nach Hause nehmen. Diese „Baby-take-home-Rate“, wie man das nennt, ist sehr gering. Und sie verharrt seit Langem auf diesem niedrigen Niveau, trotz vieler Versuche, das zu ändern.“

Ein Kind ist ein Geschenk und kein Produkt. Dies sei der grundsätzliche Einwand, der unter anderem auch vom Lehramt der Katholischen Kirche erhoben wird, so Schockenhoff.

„Ich halte die Künstliche Befruchtung nicht grundsätzlich für moralisch unerlaubt. Was allerdings erforderlich ist, ist, dass man die Paare darüber aufklärt, welche hohen Risiken sie eingehen, dass sie möglicherweise am Ende doch kein Kind bekommen, und dass dieser ganze Aufwand medizinische für die Frau sehr belastend ist. Aber noch größer ist die Belastung im psychischen Bereich: das Auf und Ab einer euphorischen Hochstimmung. Man hofft, dass es jetzt gelingt, dann gelingt es aber wieder nicht, dass die künstlich erzeugten Embryonen sich tatsächlich auch implantieren lassen und eine Schwangerschaft zustande kommt.“

Und dann müsse man auch die hohe Belastung für die Beziehung der Paare in Betracht ziehen, fügt Schockenhoff an.

„Denn unausgesprochen steht immer im Raum: Wer ist jetzt schuld? Auf wessen Seite ist die eigentliche „Versagensursache“? Und die wird ja auch nicht behoben. Viele Beziehungen gehen am Ende in die Brüche über einer solchen Therapie. Und über diese Dinge wird nicht genügend aufgeklärt. Und unter dem Strich würde ich deshalb das Fazit ziehen: Man kann zwar nicht sagen, es ist grundsätzlich unerlaubt aus moralischen Gründen. Aber wenn man jetzt Vorzüge und Nachteile nüchtern abwägt, würde ich einem Paar den Ratschlag geben, auf die Künstliche Befruchtung zu verzichten und vielleicht nach einer Adoption zu suchen. Oder vielleicht das Schicksal der Kinderlosigkeit zu akzeptieren.“

(domradio 05.08.2011 mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.