Geschätzte zwei Millionen
Menschen aus Afrika und der arabischen Welt sind derzeit auf der Flucht; die meisten
von ihnen wollen nach Europa. Unter den Flüchtlingen sind viele Christen. So hat sich
beispielsweise die Zahl der im Irak lebenden Christen in den letzten Jahren mehr als
halbiert. Und kaum einer der geflohenen Angehörigen religiöser Minderheiten hat eine
realistische Rückkehrperspektive. 90 Prozent der Asylanträge irakischer Christen werden
in Deutschland deshalb genehmigt.
Der Name der italienischen Insel Lampedusa
steht für ein echtes europäisches Dilemma. Wenn wieder hunderte von Flüchtlingen mit
Booten dort ankommen oder gar auf der Überfahrt verunglücken, kommt die Frage auf
die politische Tagesordnung: Was soll Europa tun? Dazu äußert sich Klaus Barwig kritisch.
Er ist Migrationsexperte in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im Gespräch
mit Radio Vatikan sagt er:
„Da muss man feststellen, dass man den Eindruck
hat, Europa schottet sich angesichts dieser neuen Herausforderungen besser und erfolgreicher
ab, als dies in der Vergangenheit schon der Fall war.“
Europa sei die Grenzsicherung
offenbar wichtiger als die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge, fügt Barwig an.
„Wir
haben keine funktionierende Lastenteilung. Und es wird immer denjenigen Ländern aufgebürdet,
die eben gerade die am meisten betroffenen sind. Das war bis vor kurzem und ist noch
immer im wesentlichen Griechenland über die Zuwanderung, die von Osten kommt, und
das sind als hauptbetroffenen Regionen dann Spanien, im wesentlichen Italien und vor
allem dort dann noch Malta, die von der Südwanderung betroffen sind. Hier zeigt sich
nochmals in eindrucksvoller Weise, dass wir ohne ein europäisches Lastenverteilungssystem
dieser Herausforderung nicht gerecht begegnen können. Und so lange wir das nicht haben,
hat Europa seine humanitäre Aufgabe verfehlt.“
Die Position der katholischen
Kirche sei, dass die Menschen in Regionen versorgt werden sollten, die benachbart
sind zu ihren Herkunftsländern. Das sei lange Zeit auch die Meinung der konservativen
Parteien in Europa gewesen.
„Und welche Region ist für diese Menschen nicht
besser als Nachbarregion geeignet, - mental und regional – als Europa? Da hat die
katholische Kirche in Deutschland in der vergangenen Jahren immer wieder darauf gedrängt,
diesen Menschen in Europa und speziell auch in Deutschland eine Perspektive zu geben.“
In
konkreten Zahlen drückt sich dies bislang kaum aus. Deutschland hat sich jüngst bereit
erklärt, ein Kontingent von 2.500 der rund 2,5 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen.
Andere europäische Staaten zögern bis jetzt.