2011-08-04 12:13:31

Deutschland: Migrationsexperte kritisiert Europa


RealAudioMP3 Geschätzte zwei Millionen Menschen aus Afrika und der arabischen Welt sind derzeit auf der Flucht; die meisten von ihnen wollen nach Europa. Unter den Flüchtlingen sind viele Christen. So hat sich beispielsweise die Zahl der im Irak lebenden Christen in den letzten Jahren mehr als halbiert. Und kaum einer der geflohenen Angehörigen religiöser Minderheiten hat eine realistische Rückkehrperspektive. 90 Prozent der Asylanträge irakischer Christen werden in Deutschland deshalb genehmigt.

Der Name der italienischen Insel Lampedusa steht für ein echtes europäisches Dilemma. Wenn wieder hunderte von Flüchtlingen mit Booten dort ankommen oder gar auf der Überfahrt verunglücken, kommt die Frage auf die politische Tagesordnung: Was soll Europa tun? Dazu äußert sich Klaus Barwig kritisch. Er ist Migrationsexperte in der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er:

„Da muss man feststellen, dass man den Eindruck hat, Europa schottet sich angesichts dieser neuen Herausforderungen besser und erfolgreicher ab, als dies in der Vergangenheit schon der Fall war.“

Europa sei die Grenzsicherung offenbar wichtiger als die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge, fügt Barwig an.

„Wir haben keine funktionierende Lastenteilung. Und es wird immer denjenigen Ländern aufgebürdet, die eben gerade die am meisten betroffenen sind. Das war bis vor kurzem und ist noch immer im wesentlichen Griechenland über die Zuwanderung, die von Osten kommt, und das sind als hauptbetroffenen Regionen dann Spanien, im wesentlichen Italien und vor allem dort dann noch Malta, die von der Südwanderung betroffen sind. Hier zeigt sich nochmals in eindrucksvoller Weise, dass wir ohne ein europäisches Lastenverteilungssystem dieser Herausforderung nicht gerecht begegnen können. Und so lange wir das nicht haben, hat Europa seine humanitäre Aufgabe verfehlt.“

Die Position der katholischen Kirche sei, dass die Menschen in Regionen versorgt werden sollten, die benachbart sind zu ihren Herkunftsländern. Das sei lange Zeit auch die Meinung der konservativen Parteien in Europa gewesen.

„Und welche Region ist für diese Menschen nicht besser als Nachbarregion geeignet, - mental und regional – als Europa? Da hat die katholische Kirche in Deutschland in der vergangenen Jahren immer wieder darauf gedrängt, diesen Menschen in Europa und speziell auch in Deutschland eine Perspektive zu geben.“

In konkreten Zahlen drückt sich dies bislang kaum aus. Deutschland hat sich jüngst bereit erklärt, ein Kontingent von 2.500 der rund 2,5 Millionen Flüchtlinge aufzunehmen. Andere europäische Staaten zögern bis jetzt.

(rv 04.08.2011 mch)







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