2011-08-01 10:30:30

Somalia: „Hungerbekämpfung heißt auch Kampf gegen Wüsten“


RealAudioMP3 Die Hilfen für die leidenden Menschen am Horn von Afrika sind keine Tropfen auf heiße Steine mehr, allerdings muss das Problem der Wüstenbildung und Wasserknappheit, das in der Region immer wieder zu verheerenden Hungersnoten führt, auch langfristig angegangen werden. Daran erinnert im Gespräch mit Radio Vatikan der Caritas-Mitarbeiter Paolo Beccegato:

„Angesichts der aktuellen Notlage gab es eine große Mobilisierung: alle Regierungen sind involviert und Somalia lässt auch Zeichen der Öffnung erkennen. Wir hoffen also wirklich, dass man dieser schrecklichen Dürre, die um die zwölf Millionen Menschen betrifft, die Stirn bieten kann. Was aber die Ursachen des Dürreproblems betrifft - da geht es auch um Politik. Die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung von 1996 ist nie wirklich angewendet worden. Wüstenbildung hat verschiedene Ursachen und hat nicht nur mit sinkender Niederschlagsmenge zu tun. Die Gefahr besteht seit Jahren, die Folgen sind bekannt. Maßnahmen wie das Fruchtbarmachen der Böden und die Aufbereitung von Trinkwasser müssten über Jahre hinweg angewendet werden und nicht nur in einer Notfallsituation wie jetzt!“

Die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung trat am 26. Dezember 1996 in Kraft. Erklärtes Ziel ist „die Bekämpfung der Wüstenbildung und die Linderung der Auswirkungen von Dürren in Ländern, die unter großer Trockenheit und/oder Wüstenbildung leiden, insbesondere in Afrika“. Um dieses Ziel zu erreichen, verlangt die Konvention Maßnahmen wie zum Beispiel die Verbesserung der Bodenproduktivität, die Erneuerung der Böden sowie den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Boden- und Wasserressourcen.

Der Papst rief noch am vergangenen Sonntag erneut zu Solidarität mit den Menschen am Horn von Afrika auf. Möge die internationale Gemeinschaft den Papst-Appell folgen. Das wünscht sich der Apostolische Administrator in Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es besteht die Gefahr, dass sich alle an die gegenwärtige Situation gewöhnen und die internationale Aufmerksamkeit geringer wird. Ich war am Sonntag auf einem Schiff auf dem Indischen Ozean. Die Passagiere waren erstaunt, was ich ihnen über Somalia erzählt habe. Sie sagten mir, dass sie dank Radio Vatikan von der Lage am Horn Afrikas erfahren haben.“

Benedikt XVI. habe als einer der ersten seine Stimme erhoben und auf schnelle Hilfe für die notleidenden Menschen gedrängt, lobt Caritas-Mitarbeiter Beccegato. Obwohl die internationalen Hilfen in der Region schon bei vielen Menschen ankommen, sind nach Angaben der Vereinten Nationen bereits zehntausende Menschen an Unterernährung gestorben. Besonders schwer ist es nach wie vor, die Menschen im Landesinneren zu erreichen:

„Die Luftbrücke ist besonders für den Süden Somalias wichtig, aber auch Puntland und Somaliland brauchen weiter Hilfe. Es ist eine echte Herausforderung, den Süden zu versorgen, er ist ja am meisten durch die Dürre betroffen: dieser Landesteil ist schwer zugänglich und die Sicherheitslage dort ist prekär. Aber es ist sehr wichtig, dass die Luftbrücke auch in den nächsten Wochen weitergeht. Aber auch das reicht natürlich nicht aus, wenn wir das Problem der Dürren nicht an der Wurzel packen!“

In einer Woche will die Afrikanische Union eine internationale Konferenz einberufen. Dort sollen weitere konkrete Hilfsmaßnahmen erarbeitet werden. Bischof Bertin:

„Ich hoffe, dass dort wirklich konkrete Schritte beschlossen werden. Es ist aber bereits positiv zu bewerten, dass sich ganz Afrika auf das Problem am Horn des Kontinents interessiert. Der ganze Kontinent muss aber künftig noch besser und vor allem frühzeitiger auf solche Katastrophen vorbereiten.“

Von der Dürre besonders betroffen sind Äthiopien, Kenia, Somalia, Dschibuti, Uganda und der Sudan. Unterdessen erschweren heftige Regenfälle die Lage: Weil die Wassermassen wegen des ausgetrockneten Bodens nicht abfließen konnten, wurden auch Notunterkünfte der Hungernden zerstört. Rund 2,5 Milliarden Dollar sind nach Angaben der Vereinten Nationen nötig, um den insgesamt zwölf Millionen Betroffenen in der Region zu helfen.

(rv/diverse 01.08.2011 pr/mg)







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