Somalia: „Hungerbekämpfung heißt auch Kampf gegen Wüsten“
Die Hilfen für die
leidenden Menschen am Horn von Afrika sind keine Tropfen auf heiße Steine mehr, allerdings
muss das Problem der Wüstenbildung und Wasserknappheit, das in der Region immer wieder
zu verheerenden Hungersnoten führt, auch langfristig angegangen werden. Daran erinnert
im Gespräch mit Radio Vatikan der Caritas-Mitarbeiter Paolo Beccegato:
„Angesichts
der aktuellen Notlage gab es eine große Mobilisierung: alle Regierungen sind involviert
und Somalia lässt auch Zeichen der Öffnung erkennen. Wir hoffen also wirklich, dass
man dieser schrecklichen Dürre, die um die zwölf Millionen Menschen betrifft, die
Stirn bieten kann. Was aber die Ursachen des Dürreproblems betrifft - da geht es auch
um Politik. Die Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung
von 1996 ist nie wirklich angewendet worden. Wüstenbildung hat verschiedene Ursachen
und hat nicht nur mit sinkender Niederschlagsmenge zu tun. Die Gefahr besteht seit
Jahren, die Folgen sind bekannt. Maßnahmen wie das Fruchtbarmachen der Böden und die
Aufbereitung von Trinkwasser müssten über Jahre hinweg angewendet werden und nicht
nur in einer Notfallsituation wie jetzt!“
Die Konvention der Vereinten
Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung trat am 26. Dezember 1996 in Kraft. Erklärtes
Ziel ist „die Bekämpfung der Wüstenbildung und die Linderung der Auswirkungen von
Dürren in Ländern, die unter großer Trockenheit und/oder Wüstenbildung leiden, insbesondere
in Afrika“. Um dieses Ziel zu erreichen, verlangt die Konvention Maßnahmen wie zum
Beispiel die Verbesserung der Bodenproduktivität, die Erneuerung der Böden sowie den
Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Boden- und Wasserressourcen.
Der
Papst rief noch am vergangenen Sonntag erneut zu Solidarität mit den Menschen am Horn
von Afrika auf. Möge die internationale Gemeinschaft den Papst-Appell folgen. Das
wünscht sich der Apostolische Administrator in Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin,
im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Es besteht die Gefahr, dass sich alle an
die gegenwärtige Situation gewöhnen und die internationale Aufmerksamkeit geringer
wird. Ich war am Sonntag auf einem Schiff auf dem Indischen Ozean. Die Passagiere
waren erstaunt, was ich ihnen über Somalia erzählt habe. Sie sagten mir, dass sie
dank Radio Vatikan von der Lage am Horn Afrikas erfahren haben.“
Benedikt
XVI. habe als einer der ersten seine Stimme erhoben und auf schnelle Hilfe für die
notleidenden Menschen gedrängt, lobt Caritas-Mitarbeiter Beccegato. Obwohl die internationalen
Hilfen in der Region schon bei vielen Menschen ankommen, sind nach Angaben der Vereinten
Nationen bereits zehntausende Menschen an Unterernährung gestorben. Besonders schwer
ist es nach wie vor, die Menschen im Landesinneren zu erreichen:
„Die Luftbrücke
ist besonders für den Süden Somalias wichtig, aber auch Puntland und Somaliland brauchen
weiter Hilfe. Es ist eine echte Herausforderung, den Süden zu versorgen, er ist ja
am meisten durch die Dürre betroffen: dieser Landesteil ist schwer zugänglich und
die Sicherheitslage dort ist prekär. Aber es ist sehr wichtig, dass die Luftbrücke
auch in den nächsten Wochen weitergeht. Aber auch das reicht natürlich nicht aus,
wenn wir das Problem der Dürren nicht an der Wurzel packen!“
In einer Woche
will die Afrikanische Union eine internationale Konferenz einberufen. Dort sollen
weitere konkrete Hilfsmaßnahmen erarbeitet werden. Bischof Bertin:
„Ich
hoffe, dass dort wirklich konkrete Schritte beschlossen werden. Es ist aber bereits
positiv zu bewerten, dass sich ganz Afrika auf das Problem am Horn des Kontinents
interessiert. Der ganze Kontinent muss aber künftig noch besser und vor allem frühzeitiger
auf solche Katastrophen vorbereiten.“
Von der Dürre besonders betroffen
sind Äthiopien, Kenia, Somalia, Dschibuti, Uganda und der Sudan. Unterdessen erschweren
heftige Regenfälle die Lage: Weil die Wassermassen wegen des ausgetrockneten Bodens
nicht abfließen konnten, wurden auch Notunterkünfte der Hungernden zerstört. Rund
2,5 Milliarden Dollar sind nach Angaben der Vereinten Nationen nötig, um den insgesamt
zwölf Millionen Betroffenen in der Region zu helfen.