Ein Meer von Tränen
und Rosen. Oslo am Montagabend. Drei Tage nach dem Doppelanschlag haben sich hunderttausende
Norweger am Montagabend in der Hauptstadt und anderen Städten zum Gedenken an die
mindestens 76 Opfer zu „Blumenzügen“ versammelt; die Polizei hatte die Zahl der Opfer
am Montag nach unten korrigiert – zunächst war man von 93 Toten ausgegangen. Mehr
Menschen waren seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Norwegen nicht mehr auf die Straße
gegangen. Allein in Oslo mit 550.000 Einwohnern versammelten sich laut Medienberichten
150.000 Menschen.
„Heute sind unsere Straßen mit Liebe gefüllt.“ Kronprinz
Haakon wandte sich in einer bewegenden Rede an die Norweger. Der Terror habe alle
getroffen, doch nun müsse man der Gewalt mit Liebe entgegentreten. „Wir wollen Grausamkeit
mit Nähe beantworten. Wir wollen Hass mit Zusammenhalt beantworten. Wir wollen zeigen,
wozu wir stehen.“ Nach den Anschlägen vom 22. Juli könnte niemand unbeteiligt bleiben.
„Wir müssen einander jeden Tag begegnen, gerüstet sein für den Kampf um die freie
und offene Gesellschaft, die wir so mögen.“ Jeder einzelne habe im Alltag die Aufgabe,
sich für Norwegen einzusetzen. „Wir wollen ein Norwegen: In dem wir zusammenleben
in einer Gemeinschaft mit der Freiheit, Meinungen zu haben und uns zu äußern. In der
wir Unterschiede als Möglichkeiten sehen. In der Freiheit stärker ist als Angst. Heute
Abend sind die Straßen mit Liebe gefüllt.“
150.000 Rosen streckten die Norweger
bei diesen Worten in die Höhe. Die Osloer Tageszeitung „Aftenposten“ bringt die Ansprache
des Kronprinzen an diesem Dienstag auf der Titelseite. Ganzseitig. Daneben eine rote
Rose. (pm 26.07.2011 bp)