Missbrauch in Irland: Vatikan bestellt Nuntius zu Konsultationen ein
Der Vatikan beruft seinen Botschafter in Irland zu Konsultationen ein. Das gab der
vatikanische Pressesaal an diesem Montag bekannt. Mit der Einberufung des Apostolischen
Nuntius, Erzbischof Giuseppe Leanza, reagiere das Staatssekretariat auf die Veröffentlichung
des so genannten Cloyne-Reports und vor allem auf die Reaktionen staatlicherseits
darauf, heißt es in einer kurzen Mitteilung. Gemeint sind unter anderem die Anschuldigungen,
die Premierminister Enda Kenny am Mittwoch öffentlich im Parlament machte. Er hatte
behauptet, der Vatikan mische sich im Umgang mit sexuellem Missbrauch in die inneren
Angelegenheiten einer souveränen Republik ein. Daraus hatte er den Schluss gezogen,
dass die Beziehungen zwischen Irland und dem Vatikan nicht mehr die gleichen bleiben
könnten. In den Medien war über die Ausweisung des Botschafters gesprochen worden. Erzbischof
Diarmuid Martin von Dublin hatte in den letzten Tagen noch dazu aufgerufen, Staat
und Kirche müssten gemeinsam den Kindesmissbrauch und den Umgang damit angehen. Auch
der Vatikan hatte versucht, die Debatte zu versachlichen. So hatte Pressesprecher
Pater Federico Lombardi noch am vergangenen Donnerstag gesagt, es sei wünschenswert,
dass über „solche dramatischen Themen mit der notwendigen Objektivität“ gesprochen
werde. Zugleich bekräftigte der Vatikansprecher, dass der Heilige Stuhl auf „angemessene
Weise“ auf die Anfrage der irischen Regierung zum Bericht über sexuellen Missbrauch
in der südirischen Diözese Cloyne antworten werde. Nur eine sachliche Debatte könne
dem Schutz der Kinder helfen und darüber hinaus das Vertrauen in der Kirche wieder
herstellen.
Im März 2010 hatte Papst Benedikt XVI. in einem Brief an die Kirche
von Irland eine apostolische Visitation angekündigt, die aber bis heute noch nicht
abgeschlossen ist. In seinem Brief schrieb der Papst, dass die Visitation dazu diene,
der Kirche im Land bei ihrer Erneuerung zu unterstützen.
Der stellvertretende
Pressesprecher des Vatikan, Pater Ciro Benedettini, fügte im Anschluss an die Vatikanerklärung
auf Nachfrage von Journalisten an, dass es darum gehe, gemeinsam mit dem Nuntius eine
offizielle Antwort des Vatikan auf den Cloyne Report zu formulieren. Das Einbestellen
sei aber auch ein Zeichen dafür, wie schwerwiegend die Situation im Augenblick sei.
Es zeige auch, wir überrascht und betrübt der Vatikan über „einige übertriebene Reaktionen“
sei.