2011-07-24 10:20:03

Somalia: Hungerkatastrophe weitet sich aus


Die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika weitet sich immer stärker aus. Mehr als 11,3 Millionen Menschen hungern. Am schlimmsten betroffen ist Somalia. In zwei Regionen im Süden des Landes haben die Vereinten Nationen die „Hungersnot“ ausgerufen. Täglich verhungern dort sechs von 10.000 Menschen; mehr als 30 Prozent der Kinder sind unterernährt. 3,8 Millionen der 8,7 Millionen Einwohner des Landes sind betroffen. Zehntausende, meist Kinder, seien bereits gestorben, erklärt der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe in Somalia, Mark Bowden. Viele Hilfsorganisationen, darunter auch christliche, wollen zwar helfen, aber die radikal-islamische Terrororganisation Al Shabab, die weite Teile Somalias kontrolliert, sperrt sie aus. Sie seien „nicht willkommen“, erklärte jetzt Shabab-Sprecher Ali Mohammed Rage. Die UNO-Erklärung sei falsch und „politisch motiviert“. Es gebe in Somalia keine Hungersnot, sondern lediglich eine Dürre.


Damit änderte die Shabab-Miliz zum wiederholten Mal ihre Haltung. Schon im Jahr 2009 hatte die Gruppe, die mit dem Terrornetzwerk El Qaida in Verbindung steht, einen Bann über nicht-islamische Hilfswerke verhängt. Vor kurzem ließ Shabab verlauten, aufgrund der Not seien westliche Organisationen willkommen, solange sie rein humanitäre Arbeit leisteten und keine „hinterhältigen“ Ziele verfolgten.


Der Apostolische Administrator von Mogadischu, Giorgio Bertin, ruft zur „Wiedererrichtung eines somalischen Staates so schnell wie möglich“ auf. „Wenn das Problem nicht an der Wurzel gelöst wird, bleibt jede Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Das schreibt der Verantwortliche für die katholische Kirche in Somalia von seinem Exil in Dschibuti aus in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“. Die katholische Caritas in Somalia habe ihre Arbeit einschränken müssen. Zum Glück könnten die Christen aber noch „auf langjährige Partner wie die Caritas der Schweiz und Luxemburgs zählen“, die im Norden des Landes operieren. Zur zwiespältigen Haltung der Shabab, was Hilfe von außen betrifft, meint der Bischof, den Shabab sei „nicht zu trauen“. Sie hätten „keine zentrale Autorität“, darum müssten ausländische Helfer mit Willkür rechnen.

Die Hilfsaktionen in Somalia sind laut UNO die riskantesten weltweit. Das Welternährungsprogramm hat dort seit 2008 nach eigenen Angaben 14 Mitarbeiter verloren. Die Shabab-Miliz will das Land am Horn von Afrika von Christen „säubern“ und strebt danach, das islamische Religionsgesetz, die Scharia, durchzusetzen. In den vergangenen vier Jahren hat Shabab mehr als 18.000 Zivilisten getötet; eine Million Menschen mussten fliehen. Weniger als ein Prozent der Einwohner Somalias sind Christen, die übrigen meist Muslime.

(idea/osservatore romano 24.07.2011 sk)








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