Jörn Klare: Was bin ich wert? Eine Preisermittlung
„Was bin
ich wert?“ Das fragt sich der Berliner Journalist Jörn Klare – und macht sich an die
Recherche, um seinen Preis herauszufinden, und zwar auf Heller und Pfennig. Wieviel
würde ich für meine inneren Organe bekommen, welchen Marktwert habe ich angesichts
meiner Ausbildung und meines Bekanntheitsgrads, würde sich eine Investition in mich
lohnen? Klare merkt bei seinen Gesprächen schnell, dass die so genannte Monetarisierung
schon in vielen Behörden in Deutschland Einzug gehalten hat. Und dass es viele zum
Teil widersprüchliche Methoden gibt, um den Wert eines Menschen zu bestimmen. Er redet
mit allen: mit dem SPD-Politiker und mit dem Mörder, mit Gesundheitsökonomen, dem
Betreiber einer Samenbank und dem katholischen Pfarrer um die Ecke. Und macht dabei
viele Entdeckungen: Etwa, dass der Papst einen hohen Marktwert hat, oder dass schon
zu Zeiten Bismarcks erste Menschenwert-Berechnungen die Runde machten. Klare stellt
fest, wie stark der Wert (oder Preis) eines Menschen schwanken kann, je nachdem ob
er viel verdient oder wenig, ob er in Afrika wohnt oder in einem reichen Industrieland.
Seine Erkenntnis: „Die Würde des Menschen ist antastbar“ – aber das kommt in seinem
Buch nicht skandalheischend daher, sondern entwickelt sich auf interessante, oft auch
amüsante Weise aus seinen Gesprächen mit Experten.
Schon in den Psalmen wird
– und auch auf dieses Zitat stößt der Autor – über den Wert des Menschen nachgedacht:
„Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst? ... Du hast ihn nur wenig geringer gemacht
als Gott...“ Am Ende hat Klare tatsächlich eine Zahl, die er für seinen heutigen Wert
hält, in Euro. Wichtiger aber ist die Erkenntnis, dass Abwägungen über den Wert von
Menschen nicht nur längst Alltag sind, sondern dass sie unter bestimmten Umständen
auch geboten erscheinen, wie Philosophen und Theologen einräumen.
Das Buch
ist im Suhrkampverlag erschienen und kostet ca. 15 €.