2011-07-21 14:59:42

Irland: „Gemeinsam weiter helfen und aufklären“


RealAudioMP3 Der Dubliner Erzbischof Diarmuit Martin ruft angesichts der sich zuspitzenden Missbrauchsdebatte in Irland zu Besonnenheit auf. Der irische Premierminister Enda Kenny hatte dem Heiligen Stuhl in einer Parlamentsdebatte am Mittwochnachmittag erneut Behinderung der staatlichen Aufklärungsarbeit zu Missbrauchsfällen vorgeworfen. Erzbischof Martin nahm zu dem Vorwurf am Mittwochabend in einem Interview Stellung.

Im Fall der Diözese Cloyne hätten Mitglieder der Kirche die vom Vatikan aufgestellten Normen missachtet, stellt Erzbischof Martin in dem Interview mit dem nationalen Sender RTE klar, wenige Stunden nach der Parlamentsdebatte. Diese Normen seien bereits seit dem Jahr 2001 in Kraft. Man müsse die Frage stellen, was die Missachtung dieser Regeln über die irische Kirche aussage, gibt der Geistliche zu bedenken. Wut und Scham empfinde er darüber, was den kirchlichen Missbrauchsopfern angetan worden sei. Angesichts der jüngsten Polemik dürfe die Zusammenarbeit der Kirche und Zivilgesellschaft jetzt aber nicht zusammenbrechen, warnte der Erzbischof:

„Ich will keine Polarisierung zwischen Kirche und Hilfsorganisationen sehen, wir sollten alle zusammenarbeiten, um Kinder zu schützen.“

Die irische Regierung dürfe jetzt nicht von eigenen Verantwortlichkeiten ablenken, so der Erzbischof weiter, der weiter Bedauern über das fehlende Eingeständnis von Fehlern in staatlichen Institutionen äußert. Zudem sieht Martin die Diskussion in dieser Form als kontraproduktiv für den begonnenen Prozess der Heilung und Versöhnung an. So lenkt der Geistliche, der Missbrauchsopfern noch Ende Februar in der Dubliner St. Mary`s-Pro-Kathedrale die Füße wusch, im Gespräch mit RTE die Aufmerksamkeit auf das tatsächliche Leid der Opfer.

„Am Sonntag habe ich über das Thema der Vergebung gesprochen. Wir haben eine Klageliturgie gemacht in unserer Kathedrale, das war sehr bewegend: Opfern fanden den Mut zu sprechen. Wie fühlen sie sich heute, wenn sie das sehen?“

Er persönlich sei bei der eigenen Aufklärungsarbeit im Übrigen niemals vom Vatikan behindert worden, fügt Martin an. Mehr als 7.000 Dokumente habe er der Murphy-Kommission übergeben und jeden Missbrauchsfall einzeln angegeben:

„Der Vatikan hat mir deswegen nie irgendwelche Vorhaltungen gemacht. Die bestehenden Normen sind wichtig!“


Hintergrund
Im Rahmen der staatlichen Aufklärungskampagne zu Missbrauch in der irischen Kirche hatte eine Untersuchungskommission in der südirischen Diözese Cloyne in den letzten Tagen schwere Vorwürfe gegen den Vatikan und den ehemaligen Bischof von Cloyne, John Magee, erhoben. Der Vorwurf gegenüber dem Geistlichen, in einer Reihe von Fällen nicht die Polizei eingeschaltet zu haben, war allerdings schon im Jahr 2008 von der Kirche selbst thematisiert worden; sie hatte damals eine Untersuchung der Missbrauchsfälle und des kirchlichen Umgangs damit durchgeführt.
Weiter ist in der Debatte die Rede von einem Schreiben aus dem Jahr 1997, in dem der Vatikan irischen Bischöfen davon abgeraten haben soll, pädophile Priester der Polizei zu melden. Der Vatikan hat am vergangenen Dienstag eine Stellungnahme zu den Vorwürfen angekündigt.

(rv 21.07.2011 pr)







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