2011-07-20 11:51:44

Vatikan: „Cor Unum“ profitierte von „68er-Bewegung“


„Cor Unum“ feiert Geburtstag. Vor 40 Jahren wurde der päpstliche Entwicklungshilfe-Rat gegründet. Es war der 15. Juli 1971, als Paul VI. die Kurienbehörde ins Leben rief. Und heute? Der Präsident des Rates, Kurienkardinal Robert Sarah, hat anlässlich des runden Geburtstags von „Cor Unum“ in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ einen Beitrag geschrieben.


Kardinal Robert Sarah unterstreicht anlässlich seiner Würdigung von „Cor Unum“ unter anderem die Bedeutung, die die Impulse der „1968er-Bewegung“ auf die Entwicklungshilfe hatten. Die von Papst Paul VI. in der Zeit des nachkonziliaren Aufbruchs gegründete Kurienbehörde lege Zeugnis für die christliche Nächstenliebe ab. Sie sei „Ort der Begegnung, des Dialogs und der Koordination zwischen den zahlreichen katholischen Hilfsorganisationen“, schreibt der gegenwärtige Präsident des Rates in der Vatikanzeitung.


Paul VI. habe diese Behörde in einer Zeit gegründet, in der ein großer Wandel in Kirche und Welt stattgefunden habe, heißt es weiter. Die Kirche habe sozialen Fragen zunehmend größere Aufmerksamkeit geschenkt. In der westlichen Kultur sei gleichzeitig der Protest der „68er“ gegenüber traditionellen Wertvorstellungen und Verhaltensweisen aufgekommen, der auch die Kirche nicht unberührt gelassen hat. Dies und das Zweite Vatikanische Konzil hat das Verhältnis von Kirche und Welt auf die Tagesordnung kommen lassen, hebt der Kurienkardinal hervor. Andererseits habe jedoch die Gefahr einer Verabsolutierung der irdischen Verhältnisse bestanden, die das christliche Zeugnis verdunkle.


Kardinal Sarah hebt weiter hervor, dass heute eine Stärkung des katholischen Profils kirchlicher Hilfsorganisationen wichtig ist. Die christliche Dimension ermögliche eine tiefere Einsicht in die Bedürfnisse der Armen. Wörtlich schreibt er: „Es gibt viele menschenfreundliche Initiativen, aber die katholischen Einrichtungen haben in diesem Bereich einen Pluspunkt: Sie weisen auf Gott hin, der uns die wahre Liebe gelehrt hat, nämlich die Selbsthingabe“, so der aus dem westafrikanischen Guinea stammende Kardinal. Eine Verbindung von Nothilfe und Evangelisierung bedeute keineswegs, dass man die Augen vor der menschlichen Armut schließe.


Der Päpstliche Rat „Cor Unum“ war am 15. Juli 1971 von Papst Paul VI. mit dem Schreiben „Amoris Officio“ gegründet worden. Seine Aufgabe ist die Koordinierung der karitativen Aktivität der katholischen Kirche sowie die Herausgabe der Fastenbotschaft des Papstes. Mit Hilfe von „Cor Unum“ übergibt der Papst zudem Spenden für die Katastrophenhilfe, wie zuletzt für die Opfer der Dürrekatastrophe in Ostafrika.


Seine heutige Gestalt erhielt der Rat im Zuge der Kurienreform Johannes Pauls II. von 1988. Diese sah ursprünglich jedoch vor, dass der Rat in Personalunion mit dem päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden geleitet wird.


Von dieser Praxis wich Johannes Paul II. im Jahr 1995 mit der Ernennung des vormaligen Paderborner Weihbischofs Paul Josef Cordes ab. Der 2007 zum Kardinal berufene Cordes leitete „Cor Unum“ bis zum Oktober 2010. Seither steht Robert Sarah an der Spitze der Kurienbehörde.


(or/kna 19.07.2011 mg)








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