Vatikan: Aids-Bekämpfung, „zweiter Mann“ im Gesundheitsrat zeigt Profil
Effektive Aidsbekämpfung heißt erstens Prävention, zweitens Behandlung und drittens
Forschung. Der neue Sekretär des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst,
Jean-Marie M’Pendawatu, hat ganz konkrete Ideen, wie die Immunschwächekrankheit vor
allem in Afrika anzugehen ist. Papst Benedikt XVI. berief den aus dem Kongo stammenden
Geistlichen letzte Woche zur „Nummer Zwei“ des vatikanischen Gesundheitsrates. Erstes
Ziel müsse sein, eine medizinische Versorgung auch für Menschen zu garantieren, die
in Regionen leben, die von der Aids-Hilfe abgeschnitten seien. M’Pendawatu denkt dabei
vor allem an Gebiete in seinem Heimatkontinent.
„In einigen Regionen
Afrikas haben weniger als fünf Prozent der Infizierten einen Zugang zu Aids-Medikamenten.
Mit diesen Medikamenten behandelt man so genannte antiretrovirale Erkrankungen, die
im Kontext der Immunschwäche auftreten. Wie schon das Anti-Aids-Programm der Vereinten
Nationen „Unaids“ bekannt gab: die Lebenserwartung der Infizierten könnte damit von
11 auf 22 Jahren steigen!“
Das Thema der Fürsorge und Behandlung von
HIV-Infizierten und Menschen, bei denen Aids ausgebrochen ist, steht derzeit auch
im Mittelpunkt einer Aids-Konferenz in Rom, die noch bis zum 20. Juli läuft. Organisiert
wurde sie von der Stiftung „Il Buono Samaritano“, übersetzt „Der Gute Samariter“.
Die von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2004 gegründete Stiftung gehört zum Päpstlichen
Gesundheitsrat und unterstützt bestehende Projekte zur Aids-Bekämpfung weltweit. Ein
Beispiel dafür, das Aids-Therapie nicht nur Betroffenen, sondern auch deren Angehörigen
Hoffnung geben kann, ist der Fall der 36-jährigen Kenianerin Siama Abraham Musine.
Die junge Frau erfuhr im Alter von 20 Jahren, dass sie HIV-positiv ist, und erhielt
danach in ihrem Heimatland über ein Projekt von „Ärzte ohne Grenzen“ Zugang zu Aids-Medikamenten.
Als sie von ihrer Infektion erfuhr, sei sie zunächst sozial ausgegrenzt worden, so
Musine im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Ich habe mich auf einen schnellen
Tod vorbereitet, denn das erwartete man damals. Im Krankenhaus hat man mir dann von
der Aids-Therapie erzählt, die ich mir damals aber leider nicht leisten konnte, denn
da musste man für zahlen. 2004 erfuhr ich dann, dass „Ärzte ohne Grenzen“ diese Therapie
im Slum von Kibera anbietet. Als ich dort ankam, war ich sehr abgemagert, mir ging
es wirklich schlecht.“
Dank der Therapie habe sie sich innerhalb von zwei
Monaten erholen können, und zwar nicht nur körperlich:
„Meine Haltung dem
Leben gegenüber hat sich komplett verändert. Ich konnte mit meiner Mutter sprechen
und sie überzeugen, dass das eine gute Sache ist. Seitdem hat sie mich unterstützt
und auch andere Familien, die ähnliche Probleme wie ich hatten. Wenn ich 16 Jahre
nach Entdeckung meiner HIV-Infektion immer noch lebe und produktiv bin, kann man wohl
davon ausgehen, dass diese Medikamente was nützen.“
Neben Therapie
und Fürsorge sei es von weiterer strategischer Bedeutung im Kampf gegen Aids, die
Forschung dazu zu verbessern, so M’Pendawatu weiter: Ein erster Schritt bilde die
Diagnose der Krankheit, weiter müsse ein flächendeckendes Netz von Forschungsstellen
und Laboratorien aufgebaut werden. Dazu müsse man nicht nur vor Ort, das heißt in
den betroffenen Ländern selbst, Personal auszubilden, sondern auch die jeweils lokale
Bevölkerung über Aids und seine Symptome zu informieren – womit M’Pendawatu auf eine
weitere Maßnahme im Kampf gegen Aids zu sprechen kommt: die Prävention. Diese gelte
es konstant auszubauen, unterstreicht der Geistliche. Vor allem die katholischen Schulen
spielten bei der Erziehung zu einer verantwortungsvollen Sexualität in Afrika eine
wesentliche Rolle.