Die Auseinandersetzung zwischen der irischen Regierung und der katholischen Kirche
hat sich weiter verschärft. Die Tageszeitung „Irish Times“ berichtet, dass einige
der Orden, die sich an der Abfindung von Opfern sexuellen Missbrauchs beteiligen,
ein geplantes Treffen mit Bildungsminister Ruairi Quinn am Freitag boykottieren wollen.
Quinn hatte nach Angaben der Nachrichtenagentur KNA in den vergangenen Tagen gefordert,
die Orden müssten sich zur Hälfte an den Entschädigungs- und Gerichtskosten von 1,36
Milliarden Euro beteiligen. Dagegen machen die Orden laut dem Zeitungsbericht geltend,
eine entsprechende Vereinbarung sei nie getroffen worden. Entgegen den Worten des
Ministers sei davon auch im Untersuchungsbericht der Ryan-Kommission von 2009 keine
Rede.
Dublins Erzbischof Diarmuid Martin bekundete unterdessen „Wut“ über die
Missachtung der eigenen Kinderschutzrichtlinien der Kirche. „In Cloyne und vielleicht
auch an anderen Orten gab es einige, die sich selbst über die Regeln gestellt haben,
die der Papst für die gesamte Kirche aufgestellt hat“, so Martin in einer Predigt.
Allerdings dürften gute Priester, die seit Jahren unbescholten dienten, nun nicht
zu Sündenböcken gemacht werden. Nach der Predigt forderte Martin bei einer Pressekonferenz
den damaligen Bischof von Cloyne, John Magee, auf, sich seiner Verantwortung zu stellen.
Magee, der sich derzeit vermutlich in den USA aufhält, war in dem Untersuchungsbericht
besonders scharf kritisiert worden. Bisher hat er sich nicht dazu geäußert. Martin
sagte, es wäre gut, wenn Magee nach Irland zurückkäme. Er könne sich freilich nicht
vorstellen, dass Magee je wieder als Priester ein Amt in der Kirche bekleiden könne.