2011-07-16 10:57:12

Lombardi: Die Welt darf Somalia nicht vergessen


RealAudioMP3 Angesicht der „dramatischen humanitären Notsituation“ am Horn von Afrika ruft der Vatikan zu Solidarität mit den Menschen dort auf. Papst Benedikt XVI. hatte der Region am Freitag eine erste Nothilfe von 50.000 Euro zugesagt. Aufgrund einer verheerenden Dürre droht im Dreiländereck Somalia-Kenia-Äthiopien Millionen von Menschen der Hungertod. Nach Angaben der Welthungerhilfe sind in manchen Gebieten bereits drei von zehn Kindern massiv unterernährt. Auf der Suche nach Wasser und Essen stranden tausende Menschen in Flüchtlingslagern – wenn sie diese überhaupt erreichen, denn unterwegs werden sie nicht selten überfallen. Vatikansprecher Federico Lombardi geht in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan vor allem auf die Lage in Somalia ein:

„Wir hören von zermürbenden Fußmärschen und Angriffen durch Räuber. Und wir hören von Kindern, die von Hyänen angefallen werden. Der Papst erinnert jedes Jahr in seiner Ansprache an die Diplomatie an das Schicksal Somalias. Doch man bekommt das Gefühl, dass die Weltöffentlichkeit und die internationale Gemeinschaft das Land aufgegeben haben und seinem Schicksal überlassen. Wollen auch wir diese Menschen vergessen, oder können die schrecklichen Bilder und beklemmenden Aufrufe dieser Tage unseren Verantwortungs- und Solidaritätssinn neu anfachen?“

Auch die politische Lage in Somalia erschwert die Situation der Menschen und die Arbeit der Hilfsorganisationen. Seit dem Sturz der autoritären Regierung von Siad Barre im Jahr 1991 herrscht in dem ostafrikanischen Staat Bürgerkrieg. Die Übergangsregierung kann nur begrenzt für Ruhe sorgen: Lokale Clans, Kriegsherren und radikal-islamische Gruppen terrorisieren weiter die Bevölkerung, auf dem Meer treiben Piraten ihr Unwesen. Aufgrund der prekären Sicherheitslage kann die Kirche vor Ort nur eingeschränkt wirken und helfen, dennoch habe sie das Land nie vergessen, erinnert Lombardi:

„Im Juli 1989 wurde Salvatore Colombo, der Bischof von Mogadischu, vor der Tür der Kathedrale umgebracht. Seitdem residiert der apostolische Administrator der Diözese außerhalb des Landes. Im Jahr 2003 wurde die freiwillige Krankenschwester, Annalena Tinelli, in Somaliland erschossen. Dasselbe geschah Schwester Leonella Sgorbati. Als sie starb – daran erinnerte der Papst am 7. Januar 2007 – „erbat sie Vergebung für ihre Mörder“. Das sind nur drei Namen, die zeigen, dass die katholische Kirche präsent ist und mit dem somalischen Volk leidet. Doch die Zahlen der unschuldigen Opfer sind inzwischen unabschätzbar: Den christlichen Konfessionen setzt integralistischer Hass zu und die wehrlose Bevölkerung ist bewaffneten Kämpfen zwischen den politischen und ethnischen Faktionen ausgesetzt.“

Nach Zerstörung der Kathedrale und des katholischen Klosters in Mogadischu während des Bürgerkrieges löste sich das römisch-katholische Bistum faktisch auf. Bischof Salvatore Colombo war der letzte Bischof vor Ort. Somalia ist fast ausschließlich durch den sunnitischen Islam geprägt. Christen, viele davon ausländischer Herkunft, sind eine absolute Minderheit. Die öffentliche Ausübung anderer Religionen neben dem Islam ist untersagt. Somalier, die dem Christentum angehören, sind zumeist Teil der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche.

(rv 16.07.2011 pr)








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