Angesicht der „dramatischen
humanitären Notsituation“ am Horn von Afrika ruft der Vatikan zu Solidarität mit den
Menschen dort auf. Papst Benedikt XVI. hatte der Region am Freitag eine erste Nothilfe
von 50.000 Euro zugesagt. Aufgrund einer verheerenden Dürre droht im Dreiländereck
Somalia-Kenia-Äthiopien Millionen von Menschen der Hungertod. Nach Angaben der Welthungerhilfe
sind in manchen Gebieten bereits drei von zehn Kindern massiv unterernährt. Auf der
Suche nach Wasser und Essen stranden tausende Menschen in Flüchtlingslagern – wenn
sie diese überhaupt erreichen, denn unterwegs werden sie nicht selten überfallen.
Vatikansprecher Federico Lombardi geht in seinem wöchentlichen Editorial für Radio
Vatikan vor allem auf die Lage in Somalia ein:
„Wir hören von zermürbenden
Fußmärschen und Angriffen durch Räuber. Und wir hören von Kindern, die von Hyänen
angefallen werden. Der Papst erinnert jedes Jahr in seiner Ansprache an die Diplomatie
an das Schicksal Somalias. Doch man bekommt das Gefühl, dass die Weltöffentlichkeit
und die internationale Gemeinschaft das Land aufgegeben haben und seinem Schicksal
überlassen. Wollen auch wir diese Menschen vergessen, oder können die schrecklichen
Bilder und beklemmenden Aufrufe dieser Tage unseren Verantwortungs- und Solidaritätssinn
neu anfachen?“
Auch die politische Lage in Somalia erschwert die Situation
der Menschen und die Arbeit der Hilfsorganisationen. Seit dem Sturz der autoritären
Regierung von Siad Barre im Jahr 1991 herrscht in dem ostafrikanischen Staat Bürgerkrieg.
Die Übergangsregierung kann nur begrenzt für Ruhe sorgen: Lokale Clans, Kriegsherren
und radikal-islamische Gruppen terrorisieren weiter die Bevölkerung, auf dem Meer
treiben Piraten ihr Unwesen. Aufgrund der prekären Sicherheitslage kann die Kirche
vor Ort nur eingeschränkt wirken und helfen, dennoch habe sie das Land nie vergessen,
erinnert Lombardi:
„Im Juli 1989 wurde Salvatore Colombo, der Bischof von
Mogadischu, vor der Tür der Kathedrale umgebracht. Seitdem residiert der apostolische
Administrator der Diözese außerhalb des Landes. Im Jahr 2003 wurde die freiwillige
Krankenschwester, Annalena Tinelli, in Somaliland erschossen. Dasselbe geschah Schwester
Leonella Sgorbati. Als sie starb – daran erinnerte der Papst am 7. Januar 2007 – „erbat
sie Vergebung für ihre Mörder“. Das sind nur drei Namen, die zeigen, dass die katholische
Kirche präsent ist und mit dem somalischen Volk leidet. Doch die Zahlen der unschuldigen
Opfer sind inzwischen unabschätzbar: Den christlichen Konfessionen setzt integralistischer
Hass zu und die wehrlose Bevölkerung ist bewaffneten Kämpfen zwischen den politischen
und ethnischen Faktionen ausgesetzt.“
Nach Zerstörung der Kathedrale und
des katholischen Klosters in Mogadischu während des Bürgerkrieges löste sich das römisch-katholische
Bistum faktisch auf. Bischof Salvatore Colombo war der letzte Bischof vor Ort. Somalia
ist fast ausschließlich durch den sunnitischen Islam geprägt. Christen, viele davon
ausländischer Herkunft, sind eine absolute Minderheit. Die öffentliche Ausübung anderer
Religionen neben dem Islam ist untersagt. Somalier, die dem Christentum angehören,
sind zumeist Teil der äthiopisch-orthodoxen Tewahedo-Kirche.