Viele Bischöfe reagieren
sehr bewegt auf die Unabhängigkeit des Südsudan. „Gott ist wirklich groß, wenn er
erlaubt, dass wir die Unabhängigkeit unseres Landes noch erleben dürfen“ – das sagt
Bischof Rudolph Deng von Wau im Südsudan. Die Bevölkerung habe bis zu diesem „D-Day“
einen langen Weg zurückgelegt und viel gelitten. Die Kirche im neuen Staat brauche
jetzt dringend Priester, Ordensleute und gut ausgebildete Laien, um kirchliche Strukturen,
Schulen und Krankenstationen aufzubauen, so Deng. Mehr als zwanzig Jahre Bürgerkrieg
hätten in vielen Bereichen „Chaos zurückgelassen“. Der Bischof wörtlich: „Wir brauchen
so gut wie alles.“
Sein Amtsbruder Eduardo Hiiboro Kussala aus der Stadt Tombura-Yambio
nennt die Unabhängigkeit „ein Wunder“. Jetzt biete sich eine „Gelegenheit auf dauerhaften
Frieden und auf Versöhnung“. Allerdings habe er durchaus „gemischte Gefühle“ – die
Herausforderungen an den neuen Staat seien schließlich „immens“. Manchmal werde man
sich fragen müssen: „Worauf sollte ich heute verzichten, damit diese Person dort etwas
zu essen bekommt, etwas zum Anziehen und ein Dach über dem Kopf?“ Angesichts der Armut
und der fortdauernden kriegerischen Auseinandersetzungen gebe es eigentlich „gar keine
Zeit zum Feiern“.
Das sieht der Italiener Cesare Mazzolari offenbar anders:
Der Bischof von Rumbek eröffnet an diesem Samstag die Unabhängigkeitsfeier in seiner
Stadt mit einem Gebet. In allen zehn Bundesstaaten der neuen Nation starteten an diesem
Samstag fünf Festtage, so Mazzolari. Im ganzen Land sei in den letzten Wochen intensiv
geprobt und dekoriert worden; Leitmotiv sei die neue Hymne, die nach Angaben des Bischofs
„derzeit von allen gesungen wird, von Lehrern, Schülern oder Polizisten“. Der Bischof,
der seit dreißig Jahren in der Region arbeitet, ruft die Südsudanesen auf, jetzt mit
Entschiedenheit „die Mauern unseres Jerusalem“ aufzubauen: „Wir müssen unser Maximum
geben und nicht auf Hilfe von außen warten, denn von uns hängt alles ab. Es ist in
den zwei Jahrzehnten des Bürgerkriegs zuviel Blut geflossen.“