D: Requiem für Kardinal Sterzinsky - „Ein Pfarrer im besten Sinn“
Tausende von Menschen
nahmen an diesem Nachmittag in Berlin Abschied von Kardinal Georg Sterzinsky. Berlins
erster Erzbischof, der aus Ostpreußen stammte, ist am 30. Juni mit 75 Jahren gestorben;
erst im Februar hatte der Papst seinem Amtsverzicht zugestimmt. In die Berliner Hedwigskathedrale
kamen an diesem Samstag viele hohe Gäste aus Politik und Kirchen zu einem Requiem,
das vom Münchner Kardinal Reinhard Marx gefeiert wurde. Mit am Altar stand u.a. Bischof
Rainer Maria Woelki, Sterzinskys designierter Nachfolger in der Hauptstadt.
Beim
Requiem wurde auch ein Beileidstelegramm von Papst Benedikt XVI. verlesen. „Kardinal
Sterzinsky fiel die Aufgabe zu, das ehemals politisch geteilte Erzbistum in der Zeit
des Falls der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands zu leiten und
als Bischof aller zu einen. So galt sein langjähriges Wirken in besonderer Weise dem
Dienst der Versöhnung. Darüber hinaus war es ihm ein großes Anliegen, für heimatlose
Menschen, Flüchtlinge und Migranten da zu sein und ihnen in und durch die Familie
der Kirche Heimat zu geben. Jesus Christus, der gute Hirte, vergelte ihm seinen Einsatz
mit himmlischem Lohn.“
In seiner Predigt würdigte der Erfurter Bischof Joachim
Wanke den verstorbenen Kardinal als einen „Lastenträger“, der „bereitwillig sein Joch
auf sich genommen“ habe: „Man könnte das Bild gebrauchen von der Ruhe, die bekanntlich
im Innern eines Wirbelsturms herrscht: Inmitten der Stürme und all der Turbulenzen,
die die Dienstjahre für unseren Mitbruder bereit hielten – es war in ihm eine letzte
Sicherheit, die er selbst gern in die Worte fasste: „Vertrauen und Gelassenheit, Gehorsam
und Ergebung“.
Mit einigen Strichen zeichnete Wanke eine Biografie Sterzinskys
mit ihren zahlreichen Wechseln: „Aus Ostpreußen in die unvertraute Fremde, vom beschaulichen
Thüringen in die plural-bunte Großstadt; Schrecken des Krieges mit nachfolgenden Notzeiten
und Zeiten des Aufbauens und Konsolidierens, und dann wieder die Zusammenführung von
Ost und West mit ihren so unterschiedlichen Einfärbungen und Mentalitäten; Seelsorge
unter den Bedingungen eines staatlich verordneten Atheismus und dann in einer liberal-offenen
Gesellschaft, die weithin Gott vergessen hat.“
Für ihn bleibe Sterzinsky „im
letzten ein „Pfarrer“ im besten Sinne des Wortes“, so Wanke. Nicht von ungefähr seien
seine Jahre als Pfarrer in Jena „damals in grauer DDR-Zeit“ seine wohl schönsten Jahre
gewesen. „Dort konnte er sein, was er sein wollte: ein Seelsorger, der Menschen zu
Christus führt.“