Der Papstbesuch wird
nicht das einzige religiöse Großereignis, das es im September in Deutschland gibt:
Mitte September richtet die römische Basisgemeinschaft Sant`Egidio in München ihr
nächstes Internationales Friedenstreffen aus. Dazu werden, wie jetzt das Erzbistum
München bekanntgibt, auch Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela
Merkel erwartet. Aus der orthodoxen Welt kommt unter anderem der rumänische Patriarch
Daniel, für den Islam der Sprecher der ägyptischen Universität al-Azhar, Mohammed
Rifaa al-Tahtawi. Cesare Zucconi, der Generalsekretär von Sant`Egidio:
„Natürlich
dürfen wir einige Themen bereits verraten: Ich denke vor allem an den Arabischen Frühling,
der ja uns alle beschäftigt, interessiert, vielleicht auch unruhig macht. Zwei Länder
werden besonders thematisiert werden: Ägypten und Tunesien. Es werden Religions- und
Kulturführer, aber auch Menschenrechts-Aktivisten aus diesen Ländern kommen. Weitere
Themen werden die Leiden, aber auch die Möglichkeiten Afrikas; die Wirtschaftskrise,
die ja immer noch anhält; und Europa und seine Rolle in der Geschichte. Europa darf
sich, wie der Papst gesagt hat, nicht aus der Geschichte verabschieden, weil es ein
großes Bedürfnis nach Europa in der Welt gibt.“
Kardinal Reinhard Marx
von München sprach am Donnerstag bei der Vorstellung des Friedenstreffens von einem
internationalen Netzwerk für ein friedliches Miteinander. Am zehnten Jahrestag der
Anschläge vom 11. September 2001 solle gemeinsam ein „neues Jahrzehnt des Dialogs“
begonnen werden: „Dass Menschen zu einem friedlichen Miteinander fähig sind, ist die
Hoffnung und Überzeugung der Religionen.“ Es sei wichtig, dass sich gerade auch die
Religionsführer dessen bewusst seien. Das Leitwort des Friedenstreffens heißt „Zusammen
leben – unsere Bestimmung“.
Zucconi betonte die besondere Bedeutung der Veranstaltung
25 Jahre nach dem ersten Weltgebetstag für den Frieden in Assisi, zu dem Papst Johannes
Paul II. 1986 eingeladen hatte. Die Religionen seien sich seitdem ihrer Verantwortung
für den Frieden in dieser Zeit immer stärker bewusst geworden: „Der Frage des Zusammenlebens
können wir nicht ausweichen, aber wir haben auch keine vorgefertigte Antwort darauf.“
Die Zahl und die Bedeutung der Teilnehmer am Friedenstreffen brächten den Wunsch nach
Dialog zum Ausdruck, so Zucconi: „Sie macht Hoffnung, dass wir einen ersten Schritt
in ein solches neues Jahrzehnt des Dialogs bereits getan haben.“
Einzelheiten
des Programms Das Friedenstreffen wird am Sonntag, 11. September, um 10 Uhr
mit einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom eröffnet, den Kardinal Marx in Anwesenheit
ökumenischer Vertreter feiert. Um 14.30 Uhr beginnt auf dem Marstallplatz die Gedenkfeier
zum zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001, an der auch Bundespräsident
Christian Wulff teilnehmen wird. Eine Klanginstallation der griechischen Künstlerin
Konstantia Gourzi wird das Zusammenleben vor und nach den Anschlägen aufgreifen. Eine
Live-Schaltung zur Gedenkfeier am „Ground Zero“ in New York ist derzeit in Planung.
Um 16.30 Uhr beginnt dann die Eröffnungsveranstaltung des Friedenstreffens im Herkulessaal
der Residenz, bei der unter anderem Bundespräsident Wulff und der Gründer der Gemeinschaft
Sant’Egidio, Andrea Riccardi, sprechen werden.
Am Montag und am Dienstag, 12.
und 13. September, finden etwa 40 Podiumsveranstaltungen statt. Unter den Rednern
sind auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (Montag, 14 Uhr) und Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble (Dienstag, 11 Uhr). Die Podien beschäftigen sich unter anderem mit
den Revolutionen in den arabischen Ländern, mit der Situation in Palästina und Israel
sowie mit der Zukunft Europas. Unter dem Titel „Focus München“ finden aber auch verschiedene
Veranstaltungen zu Themen statt, die die Landeshauptstadt betreffen. Veranstaltungsorte
sind überwiegend die Residenz, das Rathaus und das Künstlerhaus am Lenbachplatz. Seinen
Abschluss findet das Friedenstreffen am Dienstagabend: Um 17 Uhr treffen sich die
Religionen an neun Orten, unter anderem im Liebfrauendom und in der Synagoge am Jakobsplatz,
zu Gebeten in ihrer jeweils eigenen Tradition, bevor sie in einer gemeinsamen Prozession
zum Marienplatz ziehen. Dort wird während der Abschlussveranstaltung der Friedensappell
2011 verlesen und von den Vertretern der Religionen unterzeichnet.