2011-07-07 13:36:49

Sudan: „Konflikte innerhalb des Südens haben abgenommen“


RealAudioMP3 Schon einige Zeit vor der Unabhängigkeit des Südsudan am kommenden Samstag gab und gibt es auch positive Entwicklungen in der Region zu verzeichnen. Das beobachtet der sudanesische Kardinal Gabriel Zubeir Wako. Radio Vatikan sprach mit ihm bei der Versammlung des Verbandes der ostafrikanischen Bischofskonferenzen AMECEA.

„Es ist tatsächlich ein Akt göttlicher Vorsehung, dass einige der wirklich großen Konflikte, die lange Zeit gepflegt wurden, aufgehört haben. Ich spreche von Konflikten nicht mit dem Norden, sondern unter den Südsudanesen selbst. Stammesfehden, Weiderechte für Rinder, Wasser. Da kam es immer wieder zu unglaublichen, unvorhersehbaren Massakern. Das ist vorbei. Ich hoffe, es hat nicht aufgehört, um wiederanzufangen, sondern dass es wirklich im Guten beigelegt ist. Auf diesem Weg muss es weitergehen. Die Leute müssen verstehen, dass der Friede derart kostbar ist, dass man ihn nicht einfach wegwirft.“

Die Scheinwerfer der Welt richten sich freilich eher auf die Konflikte zwischen dem muslimisch dominierten Norden und dem überwiegend christlichen und animistischen Süden des Sudans. Die Kirche spielte seit jeher eine gewichtige Rolle in der – versuchten – friedlichen Beilegung des innersudanesischen Konflikts. Kardinal Wako:

„Wir haben mit der Regierung in Khartum gesprochen und den Ministern bei vielen Anlässen gesagt, dass gewisse Politiken sicher nicht hilfreich sind, um Frieden zu begünstigen. Die Menschen im Süden sind von Khartum zu lange nicht gehört worden, als sie, ganz friedlich, einfach Brot verlangten. Irgendwann haben sie zu den Waffen gegriffen, um sich Gehör zu verschaffen. Den Südsudanesen haben wir also gesagt, dass sie auch politische Instrumente entwickeln müssen, dass Krieg, Töten und Zerstörung kein gangbarer Weg sind, ihre Ziele zu erreichen.“

Außerdem betreibe die katholische Kirche in Südsudan zahlreiche Schulen, damit Kinder und Jugendliche dort ein Mindestmaß an Bildung erwerben, anstatt sich von Milizen anwerben zu lassen. Ganz besonders setze die katholische Kirche im Sudan, so der Kardinal, auf die Frauen.

„Wir sind davon überzeugt, dass Frauen eine sehr aktive Rolle im Friedensprozess spielen können. Also haben wir Frauen gleichsam rekrutiert und sie dazu eingeladen, Aktionsgruppen zu bilden, mit denen sie in die Dörfer gehen und mit den Leuten dort über die richtigen Wege zum Frieden reden. Man muss sagen, dass Analphabetismus unter den Frauen Sudans leider weit verbreitet war und ist. Wir sagten ihnen: unterstützt nicht den Krieg. Ihr habt besseres zu tun. Lernt lesen und schreiben und sorgt dafür, dass eure Kinder es auch lernen.“

Am Samstag ist es soweit: Nach der Volksabstimmung von Anfang des Jahres geht der Südsudan in die Unabhängigkeit. Viele Fragen sind nach wie vor ungelöst. Dennoch ist die Geburt des neuen Staates besonders für die Südsudanesen, die zu 99 Prozent dafür gestimmt haben, ein Grund zum Feiern. Die Bischofskonferenz hat zu einer Dankesmesse für die Unabhängigkeit eingeladen, so Kardinal Wako.

„Mit dieser Feier der Unabhängigkeit sagen wir auch Good-Bye zur Vergangenheit und umarmen das Neue.“

(rv 07.07.2011 gs)








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