Sudan: „Konflikte innerhalb des Südens haben abgenommen“
Schon einige Zeit
vor der Unabhängigkeit des Südsudan am kommenden Samstag gab und gibt es auch positive
Entwicklungen in der Region zu verzeichnen. Das beobachtet der sudanesische Kardinal
Gabriel Zubeir Wako. Radio Vatikan sprach mit ihm bei der Versammlung des Verbandes
der ostafrikanischen Bischofskonferenzen AMECEA.
„Es ist tatsächlich ein
Akt göttlicher Vorsehung, dass einige der wirklich großen Konflikte, die lange Zeit
gepflegt wurden, aufgehört haben. Ich spreche von Konflikten nicht mit dem Norden,
sondern unter den Südsudanesen selbst. Stammesfehden, Weiderechte für Rinder, Wasser.
Da kam es immer wieder zu unglaublichen, unvorhersehbaren Massakern. Das ist vorbei.
Ich hoffe, es hat nicht aufgehört, um wiederanzufangen, sondern dass es wirklich im
Guten beigelegt ist. Auf diesem Weg muss es weitergehen. Die Leute müssen verstehen,
dass der Friede derart kostbar ist, dass man ihn nicht einfach wegwirft.“
Die
Scheinwerfer der Welt richten sich freilich eher auf die Konflikte zwischen dem muslimisch
dominierten Norden und dem überwiegend christlichen und animistischen Süden des Sudans.
Die Kirche spielte seit jeher eine gewichtige Rolle in der – versuchten – friedlichen
Beilegung des innersudanesischen Konflikts. Kardinal Wako:
„Wir haben mit
der Regierung in Khartum gesprochen und den Ministern bei vielen Anlässen gesagt,
dass gewisse Politiken sicher nicht hilfreich sind, um Frieden zu begünstigen. Die
Menschen im Süden sind von Khartum zu lange nicht gehört worden, als sie, ganz friedlich,
einfach Brot verlangten. Irgendwann haben sie zu den Waffen gegriffen, um sich Gehör
zu verschaffen. Den Südsudanesen haben wir also gesagt, dass sie auch politische Instrumente
entwickeln müssen, dass Krieg, Töten und Zerstörung kein gangbarer Weg sind, ihre
Ziele zu erreichen.“
Außerdem betreibe die katholische Kirche in Südsudan
zahlreiche Schulen, damit Kinder und Jugendliche dort ein Mindestmaß an Bildung erwerben,
anstatt sich von Milizen anwerben zu lassen. Ganz besonders setze die katholische
Kirche im Sudan, so der Kardinal, auf die Frauen.
„Wir sind davon überzeugt,
dass Frauen eine sehr aktive Rolle im Friedensprozess spielen können. Also haben wir
Frauen gleichsam rekrutiert und sie dazu eingeladen, Aktionsgruppen zu bilden, mit
denen sie in die Dörfer gehen und mit den Leuten dort über die richtigen Wege zum
Frieden reden. Man muss sagen, dass Analphabetismus unter den Frauen Sudans leider
weit verbreitet war und ist. Wir sagten ihnen: unterstützt nicht den Krieg. Ihr habt
besseres zu tun. Lernt lesen und schreiben und sorgt dafür, dass eure Kinder es auch
lernen.“
Am Samstag ist es soweit: Nach der Volksabstimmung von Anfang
des Jahres geht der Südsudan in die Unabhängigkeit. Viele Fragen sind nach wie vor
ungelöst. Dennoch ist die Geburt des neuen Staates besonders für die Südsudanesen,
die zu 99 Prozent dafür gestimmt haben, ein Grund zum Feiern. Die Bischofskonferenz
hat zu einer Dankesmesse für die Unabhängigkeit eingeladen, so Kardinal Wako.
„Mit
dieser Feier der Unabhängigkeit sagen wir auch Good-Bye zur Vergangenheit und umarmen
das Neue.“