Vatikan: Reform der Kirche braucht Wiederentdeckung der Beichte
Beichte und geistliche
Begleitung haben auch heute eine wesentliche Bedeutung im Leben der Kirche, besonders
in der Reform der Kirche. Das sagte der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Mauro
Piazenza, im Interview mit Radio Vatikan. Beides gehöre zum gemeinsamen Erbe aller
Christen und müsse neu belebt werden. Vor genau vier Monaten hatte sein Dikasterium
ein Papier zu diesen Fragen herausgegeben, nun zieht der Kardinal eine erste Bilanz.
Ziel des Dokumentes sei eine Neueentdeckung des Sakramentes der Beichte, sowohl durch
die Priester als auch durch die Gläubigen. Man habe noch einmal deutlich auf die Verbindung
der Sakramente untereinander hingewiesen, auch wenn das Sakrament der Versöhnung im
Vergleich zum Kommunionempfang kaum noch wahrgenommen werde:
„Wir sehen,
dass fast alle Menschen in einer Messe zur Kommunion gehen. Das ist natürlich ein
Grund zur Freude, aber auch für etwas Sorge. Natürlich muss man nicht vor jedem Kommunionempfang
zur Beichte, aber es sollte doch auch hier eine gewisse Regelmäßigkeit geben. Wir
sind alle zur Heiligkeit berufen, wie das Konzil sagt. Es spricht von der universellen
Berufung zur Heiligkeit des ganzen Leibes Christi, und die Beichte ist dafür ein großer
Antrieb, eine große Hilfe, um das eigene Leben als Priester, Ordensmann oder –frau,
Vater, Mutter, Jugendlicher, Kind und so weiter leben zu können.“
Das Dokument
zieht einige Grundlinien, wie heute mit dem Sakrament der Versöhnung und der geistlichen
Begleitung umgegangen werden soll. Es geht um die Bereitschaft der Priester, sich
für diesen Dienst zur Verfügung zu stellen, und darum, die Erforschung des eigenen
Gewissens neu zu lernen. Es gehe – wie auch in der Neuevangelisierung – letztlich
um die ständige Selbsterneuerung der Kirche, meint Kardinal Piacenza.
„Wir
sagen zu Recht mit der Tradition, dass die Kirche sich immer reformieren muss – ecclesia
semper reformanda. Die wirkliche Reform der Kirche ist aber nicht, etwas Neues zu
bauen, und noch mal etwas Neues und noch einmal, sondern sie wird von Menschen in
Bewegung gesetzt, die selbst auf der Suche nach Erneuerung sind. Sie bringen die Dynamik
der Heiligkeit zustande und kurbeln das Ganze neu an. So sind die Beichte und die
geistliche Begleitung unersetzliche Mittel für einen echten Weg der Reform.“