Zum 70. Jubiläum der Priesterweihe müsste man nicht 70 Künstler, sondern 700 Künstler
einladen, die ein Werk zur Jubelausstellung schicken – mit dieser Beobachtung kommentiert
Kardinal Gianfranco Ravasi das große Interesse vonseiten der Kunstschaffenden, dabei
zu sein. „Ich war wirklich überwältigt von den Anfragen und auch von den Protesten
jener, die am Ende nicht zum Zug kamen“, sagte der Präsident des Päpstlichen Kulturrates
im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Wir hatten nur wenig Zeit und sind bei
der Auswahl nach drei Kriterien vorgegangen: die Diversität der künstlerischen Disziplinen,
der internationale Horizont und schließlich die Tatsache, dass wir für diesmal nur
mit einigen wenigen Figuren aus einem Panorama arbeiten konnten, das aber viel reicher
ist. Die Auswahl war also mehr oder weniger spontan. Deshalb beginnen wir jetzt einen
gemeinsamen Weg, wo wir diese Unmenge an Künstlern – ich kann sie wirklich nur als
Unmenge bezeichnen – involvieren, die sich an uns gewandt haben, um bei dieser Ausstellung
dabei zu sein.“
Stichwort Diversität der künstlerischen Disziplinen: Eine
Ausstellung eigenwilligen Zuschnitts ist es geworden. Nicht nur mit Bildhauern, Video-Artists
und Fotografen, sondern auch mit Architekten, Musikern und Bühnenkünstlern.
„Wir
laden alle Hörer ein, diese Ausstellung zu besuchen, um zu sehen, wie wir versucht
haben, diese Disziplinen ins Gleichgewicht zu bringen. Der Komponist Ennio Morricone
etwa zeigt eine Partitur, die auch optisch sehr suggestiv ist. Der Text, den er dabei
vertonte, ist ein Kreuzweg, und dieser ist an ein großes Kreuz geheftet, so, wie
man das manchmal auch in der Antike machte. Bei der Aufführung lesen also die Solisten
die Partitur horizontal und der Chor vertikal.“
Die Architektur dagegen
ist u.a. mit einem Modell von Santiago Calatrava vertreten: es handelt sich um eine
Kathedrale, die der für seine eleganten Brücken berühmte Spanier hofft bauen zu können.
Auf Kardinal Ravasi selbst geht die Einladung an Oscar Niemeyer für diese Ausstellung
zurück. Der brasilianische Architekt, mittlerweile 102 Jahre alt, baute in den 60er
Jahren die Gebäude von Brasilia. Sein jüngstes Projekt – gleichsam sein Testament,
wie Ravasi sagt - ist die Kathedrale von Belo Horizonte. Die meisten, aber nicht
alle der beteiligten Künstler sind gläubig. „Mehr noch, wir wünschen uns, immer
mehr den weiten Bereich jener einzubeziehen, die sich Fragen stellen, die auf der
Suche sind, auch jenseits des Horizonts des Unmittelbaren. Deshalb glaube ich, in
Zukunft können wir viele Künstler einladen, die zwar nicht gläubig sind, aber diese
Sehnsucht haben, von der Paul Klee sprach: das Unsichtbare im Sichtbaren zu suchen
und nicht einfach das Sichtbare abbilden, was nicht Aufgabe der Kunst ist.“
Papst
Benedikt habe sich sehr interessiert an der Vorbereitung der Ausstellung gezeigt.
Er, Ravasi, habe ihn über die Auswahl der teilnehmenden Künstler stets auf dem Laufenden
gehalten. Unter den 60 Künstlern sind drei deutscher Sprache, nämlich die österreichische
Fotografin Claudia Henzler und die beiden Deutschen Christoph Brech und Matthias Schaller.