Mit dem Beginn des
Monats Juli hat auch der Bundesfreiwilligendienst begonnen. Er wurde zeitgleich mit
dem Ende der Wehrpflicht beschlossen. Jetzt müssen sich die bisherigen Zivildienststellen
umstellen. Das alles sei zu schnell durchgezogen worden, die Rahmenbedingungen für
den Freiwilligendienst fehlten bislang, kritisiert der Bund der Deutschen Katholischen
Jugend. BDKJ-Bundespräses Simon Rapp warnt dennoch vor Panik.
„Weder der
Zivil- noch der Freiwilligendienst, wie er jetzt konzipiert wird, sind dazu gedacht,
dass damit irgendwelche Lücken im sozialen Netz gestopft werden können, sondern sie
sind arbeitsmarktneutral zu betrachten. Und sie sind zunächst einmal ein Angebot an
junge Menschen, hier liegt auch der wesentliche Unterschied zwischen Zivildienst
und Freiwilligendienst. Zivildienst war Pflichtdienst. Er spülte die jungen Menschen
automatisch in die Einsatzstellen in das Sozialsystem hinein. Jetzt müssen sich die
sozialen Einrichtungen neu aufstellen, neu einrichten und einfach ganz deutlich noch
mal sagen: Wir möchten den jungen Menschen hier ein Angebot machen, das zunächst den
jungen Menschen hilft, aber sie helfen damit auch uns in unseren Aufgaben!"
Kann
dieses Umdenken seitens der Träger-Organisationen denn wirklich gelingen? Denn bisher
war der Zivildienst ja durchaus eine Art Selbstläufer. Was muss denn in den Köpfen
passieren? Was muss an Umdenken wirklich geleistet werden?
„Das Umdenken,
das passieren muss, ist, dass die jungen Menschen nicht dazu da sind, Dienste zu tun,
die nicht auch andere Menschen tun könnten. Hier müssen normale Arbeitsverhältnisse
einziehen. Das heißt, da muss auch Geld in das Sozialsystem einfließen. Der junge
Mensch, der kommt, der einen solchen Dienst tun will, der steht im Mitellpunkt, seine
Persönlicheitsentwicklung steht zunächst immer im Mittelpunkt und eben nicht die Aufgabe,
die erfüllt werden muss. Die Aufgaben, die bisher Zivildienstleistende getan haben,
müssen jetzt völlig neu geordnet werden und müssen durch Menschen in normalen Arbeitsverhältnissen
erledigt werden."
Die Bundeswehrreform war ja eher staatspolitschen Zwängen
geschuldet, auch den Sparmassnahmen, und wurde relativ schnell gestrickt. Hat man
seitens des Gesetzgebers zu wenig an die Folgen gedacht und eben diesen Bundesfreiwilligendienst
zu wenig propagiert, zu wenig ausgefeilt?
„Weder die Einsatzstellen noch
die Freiwilligen hatten bisher sichere Planungsgrundlagen, und deswegen konnte der
Dienst auch noch nicht anlaufen. Insgesamt sehe ich nach wie vor diese Eile in der
Abschaffung der Wehpflicht kritisch, die Eile, etwas Neues sich einfallen zu lassen,
wie gehen wir mit dem wegfallenden Zivildienst um... Und da hätte allen Beteiligten
mehr Zeit wirklich gut getan. Dazu hätte man die Wehrpflicht durchaus auch ein Jahr
später aussetzen können, wenn es dann dazu führt, dass alle Rahmenbedingungen rechtzeitig
geklärt werden können."