Papst Benedikt hat
Künstler dazu aufgerufen, ihre schöpferische Kraft nicht in den Dienst einer hohlen
Schönheit zu stellen. „Löst eure Kreativität niemals von der Wahrheit und von der
Nächstenliebe, sucht niemals die Schönheit fern von Wahrheit und Nächstenliebe“, sagte
Benedikt vor 60 Künstlern im Vatikan, die zu einer Ausstellung zum 60-jährigen Priesterjubiläum
des Papstes Werke beisteuerten.
„Seid immer, mit dem Reichtum eurer Genialität,
eurem kreativen Elan und mit Mut, Sucher der Wahrheit und Zeugen der Nächstenliebe.
Lasst die Wahrheit in euren Werken aufscheinen. Und macht, dass ihre Schönheit im
Blick und im Herzen derer, die sie betrachten, die Sehnsucht und das Bedürfnis weckt,
die eigene Existenz schön und wahr zu machen.“
Aus der Union, mehr noch,
aus der "Sinfonie, der perfekten Harmonie von Wahrheit und Nächstenliebe" entstehe
"die wahre Schönheit, die Bewunderung, Staunen und echte Freude im Herzen der Menschen
zu wecken vermag".
"Die Welt, in der wir leben, braucht das Aufscheinen
der Wahrheit, sie hat Verlangen danach, dass die Wahrheit nicht von Lüge und Banalität
entstellt wird und dass die Liebe den Stolz und den Egoismus überwindet, statt sich
von ihnen überwinden zu lassen."
Genau an diesem Punkt setzt - in Papst
Benedikts Sicht - die gesellschaftliche Aufgabe des Künstlers an. Der Betrachter guter
Kunst soll sich gleichsam dazu herausgefordert sehen, seine eigene Existenz und die
der anderen anzureichern „mit jenem Schatz, der sich niemals erschöpft, der aus
dem Leben ein Meisterwerk macht und aus jedem Menschen einen außerordentlichen Künstler:
die Nächstenliebe, die Liebe.“
Herzlich bedankte sich der Papst bei den
Künstlern für die Werke, die sie für die Ausstellung beisteuerten. Darunter sind prominente
Namen wie die Komponisten Ennio Morricone und Arvo Pärt oder der Architekt Renzo Piano.
Aus Deutschland ist der Foto- und Videokünstler Christoph Brech vertreten. Viele von
ihnen waren auch im Herbst 2009 bei dem großen Treffen des Papstes mit zeitgenössischen
Künstlern in der Sixtinischen Kapelle dabei. Eine Begegnung, die in Benedikts Sicht
bereits Frucht getragen hat.
„Die Kirche und die Künstler treffen sich
wieder. Sie reden wieder miteinander, und beide sehen sie die Notwendigkeit eines
Gesprächs, das immer intensiver und artikulierter sein soll, auch um der Kultur –
eigentlich: den Kulturen – unserer Zeit das beredte Beispiel eines fruchtbaren und
wirkungsvollen Dialogs zu geben, der darauf zielt, diese unsere Welt menschlicher
und schöner zu machen.“
Die Schau „Der Glanz der Wahrheit, die Schönheit
der Nächstenliebe“ ist im weitläufigen Eingangsbereich der vatikanischen Audienzhalle
eingerichtet, wo man sie bis 4. September besichtigen kann. Organisiert hat die Ausstellung
der Päpstliche Kulturrat, der seinerzeit auch das Treffen des Papstes mit zeitgenössischen
Künstlern vorbereitet hatte.