Die Antwort auf materielle
und seelische Armut kann aus christlicher Sicht einzig ein neuer Lebensstil sein,
der sich aus der Liebe Gottes speist. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Sonntag
beim Angelus, dem traditionellen Mittagsgebet der Kirche, auf dem Petersplatz. Der
Papst ging vom Sonntagsevangelium nach Matthäus aus, in dem Jesus dazu einlädt, sein
Joch aufzunehmen, und von ihm zu lernen, um Ruhe für die Seele zu finden. Die „Wunden
der Menschheit“, so der Papst, seien heute zweifacher Art. In den armen Ländern herrsche
materielle Not, Hunger und Ungerechtigkeit. In den reichen Regionen seien viele Männer
und Frauen unzufrieden oder sogar depressiv.
„Denken wir auch an die zahlreichen
Vertriebenen und Flüchtlinge, an jene, die auswandern und dabei ihr Leben aufs Spiel
setzen. Der Blick Christi ruht auf allen diesen Menschen.“
Das wahre Gegenmittel
zu diesen Wunden der Menschheit sei, so der Papst weiter, „ein Lebensgrundsatz, der
sich auf die geschwisterliche Liebe gründet. Diese wiederum hat ihre Quelle in der
Liebe Gottes.“
„Deshalb müssen wir den Weg der Arroganz und der Gewalt aufgeben,
die benutzt werden, um sich Positionen von immer größerer Macht zu verschaffen, um
sich den Erfolg um jeden Preis zu sichern. Auch mit Blick auf die Umwelt ist es nötig,
auf den aggressiven Stil zu verzichten, der die vergangenen Jahrhunderte dominierte.
Wir müssen eine vernünftige „Milde“ annehmen. Und besonders in den sozialen, zwischenmenschlichen
Beziehungen ist die Regel des Respekts und des Gewaltverzichts jene, die dem Menschen
eine würdige Zukunft sichern kann.“
Vor den Gläubigen und Besuchern auf
dem Petersplatz erwähnte der Papst auch den neuen Seligen der Kirche in Rumänien,
Janos Scheffler. Er starb 1952 in Satu Mare als Märtyrer des Kommunismus. Dort wurde
er an diesem Sonntag selig gesprochen. Den Pilgern französischer Sprache schlug Benedikt
vor, in ihren Urlaubskoffer auch eine Bibel zu legen. In seiner Muttersprache sagte
Papst Benedikt: „Kommt alle zu mir“, lädt Jesus uns im heutigen Evangelium
ein. Der Herr kennt die Mühsal und Last unseres Lebens und will uns Ruhe verschaffen.
Auf uns selbst gestellt können wir die tiefste Sehnsucht unseres Herzens nicht stillen.
Christus aber zeigt uns den Weg zum wahren, zum glücklichen Leben; er selbst ist der
Weg. „Lernt von mir“, so sagt er, „denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ Von
Jesus können wir das rechte Menschsein lernen. Dann finden wir innere Freude und Erholung
für Geist und Seele. Bei Jesus sein ist das wahre Glück. Ich wünsche euch einen gesegneten
Sonntag und eine gute Woche.“ Benedikt XVI. wird am kommenden Mittwochnachmittag
in seine Sommerresidenz Castelgandolfo aufbrechen. Eine Generalaudienz findet an jenem
Tag nicht statt. Auch alle anderen Generalaudienzen für Juli sind abgesagt. Der Papst
bleibt voraussichtlich wie gewohnt bis Ende September in Castelgandolfo in den Albaner
Bergen. Einen Urlaub im engeren Sinn hat er in diesem Jahr nicht eingeplant. (rv
03.07.2011 gs)