Es ist
eine neue Entwicklung in den Religionen Europas. Wollte man früher mit dem Apostel
Paulus auf die Agora, den Marktplatz der Meinungen und Religionen, so geht man heute
in den Vorhof der Völker, will sagen: Zu denen, die sich nähern, die suchen, die zweifeln,
denen der Zugang zum Zentrum des Glaubens aber nicht offen steht. Der Vatikan tut
das in einer Initiative, aber viele andere auch, so auch der tschechische Priester
Tomás Halík. Auf der Folie eines der atheistischsten Länder Europas – Tschechien
– stellt Halík die Frage, was junge Christen heute tun sollen, wollen sie sich dem
Evangelium nähern. Vorsichtig sein, trauen, Geduld haben, und nicht bei halb gedachten
Wahrheiten stehen bleiben. So gewinnt Halík den Titel und den Grundtenor seines Buches:
„Geduld mit Gott“. Er folgt der Zachäus-Geschichte, eines Menschen, der aus der Deckung
heraus diesen Jesus sehen will. Sich diesem Gott nähern wie Zachäus, in einem Baum,
sicher, aber auch suchend. Seinen Ort kann er jederzeit verlassen, entweder nach hinten,
weg von Gott, oder auch, wenn er denn beim Namen angesprochen wird, zu diesem Jesus
hin. Und dem folgt er dann, zumindest für einen Tag. Das Ergebnis dieser „Geduld
mit Gott“ wird nicht die groß angelegte Rechristianisierung des Kontinents sein, aber
Halík ist sich sicher, dass es Veränderung im Leben des Suchers geben wird. Soll heißen:
Das Ringen wird uns nicht erspart, weder dem Glaubenden, noch auch dem Atheisten oder
dem Suchenden. Aushalten, Geduld haben: Das ist der Rat Halíks. Die leichte Lösung
der klaren Gewissheiten verweigert er sich und uns ebenso wie das einfache Lassen
des Glaubens. Ein Buch ohne zu einfache Lösung, geistlich und meditativ geschrieben
und sicherlich nicht nur etwas für Glaubende, ein empfehlenswertes Buch für den Glauben
und die Suche heute. Zum Mitschreiben: Das Buch ist im Herder Verlag erschienen
und kostet et