D: Rainer Maria Woelki neuer Erzbischof von Berlin
Rainer Maria Woelki
wird neuer Erzbischof von Berlin. Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag den bisherigen
Weihbischof in Köln ernannt. Der Vatikan und das Erzbistum veröffentlichten nur zwei
Tage nach dem Tod von Kardinal Georg Sterzinsky den Namen seines Nachfolgers zeitgleich
in Berlin und Rom.
Geboren 1956 in Köln war Woelki nach seiner Priesterweihe
und einer Kaplanszeit Sekretär von Kardinal Meisner, danach leitete er das Studienseminar
Collegium Albertinum in Bonn. 2003 zum Weihbischof geweiht war er in Köln zuständig
für den ständigen Diakonat. Im Vatikan ist Woelki Konsultor in der Bildungskongregation.
Schlaflose
Nächte Von seiner Wahl zum Bischof habe er telefonisch von einem Mitglied
des Berliner Domkapitels erfahren. Der erste Schreck sei groß gewesen, sagte Rainer
Maria Woelki dem Domradio in seinem Heimatbistum Köln. „Das hat auch einige schlaflose
Nächte für mich bedeutet. Gott sei Dank hatte ich dann aber auch noch die Möglichkeit,
darüber ein wenig nachzudenken. Ich hatte eigentlich auch überlegt zu sagen: Ich lass
lieber die Finger davon. Dann aber, mit der Zeit dachte ich: Du darfst nicht einfach
weglaufen!“
Mehr über Werdegang und Ziele in diesem Portrait, zusammengestellt
von Domradio-Redakteur Johannes Schroer:
Ermeländer Blut – wie bei Vorgänger
Sterzinsky Ein Kölner macht sich also auf nach Berlin. Vom Rhein an die
Spree. Ein waschechter Kölner? Das stimmt nicht so ganz. Denn es gibt eine tiefe familiäre
Verbindung, die in den Osten weist. „Ich bin zwar in Köln geboren - darüber
bin ich froh und stolz, denn ich bin gerne und mit ganzem Herzen Kölner - aber meine
Eltern kommen aus dem Ermeland, aus Frauenburg, sind dort geboren und sind nach dem
Zweiten Weltkrieg 1945 von dort geflohen. Sie sind über Norddeutschland hier ins Rheinland
gekommen. Insofern fließt eigentlich, wie das auch bei meinem Vorgänger im Amt, Kardinal
Sterzinsky, der Fall gewesen ist, ermeländisches Blut in mir.“
„Ich
freue mich auf die Leute“ Woelki studierte Theologie in Bonn und Freiburg,
wo er unter anderem von einem gewissen Professor Karl Lehmann sehr beeindruckt war.
Karl Lehmann, dem heutigen Kardinal und Bischof von Mainz, der damals in Freiburg
lehrte. 1985 wurde Woelki dann in Köln zum Priester geweiht. „Die Zeit als Kaplan
war vor allen Dingen geprägt durch die Jugendarbeit. Das war eine wunderbare Zeit,
die wir da miteinander verlebt haben.“ Woelki wurde dann 1990 von Kardinal
Meisner zu seinem persönlichen Geheimsekretär berufen. Sieben Jahre später wurde er
Direktor des Priesterseminars „Collegium Albertinum“ in Bonn. 2003 mit erst 46 Jahren
wurde er zum Bischof geweiht. Und nun also Berlin, die Hauptstadt. Für Weihbischof
Woelki ist das Neuland, zwar war er als Theologiestudent häufig im noch geteilten
Berlin. Er hatte dort Kontakt zu Priesteramtskandidaten und schmuggelte theologische
Literatur über die Grenze. Er kennt also einige Priester, aber: „Ansonsten ist
alles unbekannt. Ich denke, dass ich zunächst für Berlin nicht das bin, was Christoph
Daum einmal für den 1. FC Köln war. Also jetzt kommt hier keiner, der auf einmal Heilsbringer
ist, oder der alles weiß. Ich komme dahin und versuche erst mal die Menschen kennenzulernen.
Ich glaube, dass da viel Gutes auch an christlichem Glauben gelebt worden ist. Ich
habe immer wieder gehört, auch von den beiden Mitbrüdern, die hier waren, wie lebendig
die Kirche in Berlin ist. Da will ich zunächst hinkommen, hinhören, hingucken, die
Menschen kennenlernen und dann werden wir schauen, was wir dort gemeinsam machen.
Ich freue mich ganz einfach auf die Leute.“
...und den Fußball Und
auf die Hauptstadt, mit allem, was sie zu bieten hat. Dazu gehört natürlich auch Woelkis
Leidenschaft für den Fußball. Zum Glück jetzt wieder erste Liga für Hertha Berlin,
sagt er. „Das ist prima. Und ich drücke ganz fest die Daumen für jedes Spiel -
bis auf zwei oder drei Spiele in der Saison. Die zwei Ligaspiele, wenn es auf jeden
Fall gegen den FC geht. Und man muss ja damit rechnen, dass man evtl. auch mal im
Pokal aufeinander trifft. Da mögen es mir die Berliner verzeihen. Ich bin seit Kindheitstagen
mit dem 1.FC Köln verbunden und bin einige Jahre auch Mitglied. Da würde ich dann
doch eher aus dieser alten Verbundenheit heraus den Kölnern die Daumen drücken wollen.“