Papst verleiht erstmals „Ratzinger-Preis“ an Theologen
Papst Benedikt XIV.
hat an diesem Donnerstag im Vatikan erstmals den neu geschaffenen „Ratzinger-Preis“
verliehen. Die Auszeichnung für herausragende wissenschaftliche Leistungen ging an
drei Theologen. Unter ihnen der Abt des österreichischen Zisterzienserklosters Stift
Heiligenkreuz, Maximilian Heim.
Der Nobel-Preis für Theologie war von der neuen
Vatikan-Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ ausgeschrieben worden und ist
mit 50.000 Euro dotiert. Der 50jährige Preisträger Heim sei einer der „scharfsinnigsten
und brillantesten Repräsentanten der jungen Theologengeneration“. So hatte der Leiter
des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, Kardinal Camillo Ruini, die Preisverleihung
begründet. „Wir wünschen ihm, dass er trotz seiner Aufgaben als Abt, genügend Zeit
haben wird, seinen zweifelsfreien Qualitäten als Theologe vollkommenen Ausdruck zu
verleihen“, sagte Ruini bei der Preisverleihung in der Sala Clementina.
Die
Preisträger Heim hatte 2004 zur Theologie Josef Ratzingers promoviert.
Die Auszeichnung ging außerdem an den 85jährigen italienischen Kirchenhistoriker Manlio
Simonetti sowie den 76jährigen spanischen Fundamentaltheologen Olegario Gonzales de
Cardedal. Beide hätten sich international Ruhm und Anerkennung erworben, betonte Stiftungs-Beirat
Ruini. Beide hätten Glaubensfragen für die heutige Zeit neu erschlossen, unterstrich
Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache am Ende der Zeremonie.
Die Stiftung
wolle im Sinn Benedikts XVI. zur Verbreitung der Theologie in der Welt von heute beitragen,
sagte Kardinal Ruini an den Papst gewandt. Es gelte „Gott, in dieser Welt präsent
zu machen und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen“.
Wissenschaft
und Glaube Papst Benedikt sagte nach der Übergabe der Preise, Wissenschaft
und Glaube seien kein Gegensatz. Die Theologie bringe vielmehr Glaube und Vernunft
zusammen.
Theologie dürfe sich nicht – so wie in der Neuzeit zunächst in vielen
Bereichen geschehen – ins Historische zurückziehen, „um ihre ernste Wissenschaftlichkeit
zu beweisen“. Zwar seien durch die historische Forschung „neue Lichter auf die christliche
Botschaft“ gefallen. „Aber wenn Theologie sich ganz in die Vergangenheit zurückzieht,
lässt sie den Glauben heute im Dunklen stehen.“ Ebenso zu kurz greife eine reine Konzentration
auf die Praxis, kritisierte Benedikt XVI. Zwar könne Theologie in Verbindung mit Psychologie
und Soziologie „praktische Weisungen für das Leben“ schenken. „Doch wenn dabei das
Fundament der Theologie, der Glaube, unbedacht bleibt, wird die Praxis leer und grundlos.“
„In
der Theologie geht es um die Frage nach der Wahrheit; sie ist ihr letzter und eigentlicher
Grund.“ Der Bruch mit „Gewohnheiten“, mit überlieferten Kulthandlungen, sei in der
Antike das Revolutionäre des Christentums gewesen – „mit der ,Gewohnheit‘ um der Wahrheit
willen“. Der christliche Glaube müsse von seinem Wesen her immer „Theologie hervorbringen,
nach der Vernunft des Glaubens fragen“, so der Papst weiter.
Der zweifache
Gebrauch der Vernunft Benedikt XVI. erinnerte an einen „zweifachen Gebrauch
der Vernunft“. Heute erscheine eine experimentelle Vernunft „als die einzig wissenschaftlich
erklärte Form von Vernünftigkeit“. „Was nicht experimentell verifiziert oder falsifiziert
werden kann, fällt aus dem wissenschaftlichen Bereich heraus“, so der Papst. Mit diesem
Ansatz sei Großartiges geleistet worden, doch er habe Grenzen: „Gott ist kein Objekt
des menschlichen Experimentierens. Er ist Subjekt, und nur in der Begegnung von Person
zu Person zeigt er sich.“ Für den Bereich des Personalen, und damit für die großen
Fragen des Menschseins gelte folglich „ein zweiter Gebrauch der Vernunft“. Andernfalls
fielen „die großen Menschheitsfragen aus dem Bereich der Vernunft heraus“ und würden
der Irrationalität überlassen. Benedikt XVI. wörtlich: „Deswegen ist eigentliche Theologie
so wichtig. Der rechte Glaube leitet die Vernunft an, sich dem Göttlichen zu öffnen,
um Gott unter der Führung der Liebe zur Wahrheit näher kennenzulernen.“
Dankansprache
an den „Lehrer Ratzinger" Im Namen aller Preisträger dankte Maximilian
Heim für die Auszeichnung. Zunächst auf Latein, dann auf Deutsch wandte er sich an
den Theologen, Bischof und Papst. Heim stammt aus dem fränkischen Kronach und ist
seit Februar 2011 Abt von Heiligenkreuz. Er gehört zum „Neuen Schülerkreis Josef Ratzinger/Papst
Benedikt XVI.“ und arbeitet unter anderem als Berater für die Herausgabe der Gesammelten
Schriften Ratzingers. Vor Kardinälen, Bischöfen und Wissenschaftlern sagte er: „Heiliger
Vater, Sie sind, für einige schon seit sechs Jahrzehnten, ein Lehrer, der seine Schüler
formt: jemand, der mit wachem Auge und tiefem Gespür unserer Zeit zugewandt ist und
ihre Not mitträgt – und gerade deshalb den allzu glatten Lösungen des Zeitgeistes
standhält.“
Heim verwies auf Augustinus und Bonaventura. Der Kirchenvater
und der Kirchenlehrer sind gleichsam das einende Band im theologische Schaffen der
drei Preisträger und Joseph Ratzingers selbst. Ein menschlicher Lehrer könne zwar
den Blick des Schülers lenken, zitierte Ratzinger-Schüler Heim Augustinus. „Die eigentliche
Unterweisung aber“ käme „von der Wahrheit selbst“. Wörtlich: „Im Bild gesagt: Der
,äußere Lehrer‘ öffnet die Fensterläden, damit das Licht der Wahrheit einströmen kann.
Auf diese Weise weckt er den Mutz zur Wahrheit.“
Mitarbeiter an der
Wahrheit Nach Bonaventura müsse der Theologe dem Wort Gottes seine sprachliche
Ausdruckskraft zur Verfügung stellen – sich „um Angemessenheit, Klarheit und Schönheit“
bemühen. Der Papst sei auch hier Vorbild: „Sie vermögen es immer wieder aufs Neue
sprachliche Klarheit mit der Schönheit des Ausdrucks zu verknüpfen und so dem Leser
und Hörer des Wortes Freude an Gott und seiner Kirche zu schenken.“
Theologen
seien Mitarbeiter der Wahrheit, betonte Heim im Einklang mit Schriften Joseph Ratzingers/Benedikt
XVI. Theologen könnten sich „ohne Furcht dem wissenschaftlichen Disput stellen“ und
dabei Glaube und Vernunft, „fides und ratio nicht als Gegensätze begreifen“. „Mit
Vernunft fragen wir nach Gott, der die Wahrheit ist, und der Grund und das Ziel der
menschlichen Existenz und tun dies ,im Zusammenhang der Überlieferung des christlichen
Glaubens‘“.