Der Nordsudanesische
Bischof Macram Gassis sieht die Unabhängigkeit des Südsudan kritisch und befürchtet
rigide Einschränkungen der Religionsfreiheit. Das sagte er bei einem Vortrag an diesem
Mittwoch in Wien. Nach der formalen Ausrufung der Unabhängigkeit des Südsudan, die
für den 9. Juli vorgesehen ist, komme auf diesen Teil Afrikas eine Kette von großen
Problemen zu, sagt der Bischof von El-Obeid.
„Das Land ist ethnisch-religiös
schon seit Jahrhunderten ein Durcheinander. So gibt es hellhäutige Christen im Norden
und arabischsprachige Schwarzafrikaner im Süden; und sogar in der neuen südsudanesischen
Hauptstadt ist Arabisch die verbindende Sprache. Im Südsudan wird es nach dem 9. Juli
um die Verhinderung eines exzessiven Tribalismus, einer ausufernden Korruption und
eines Nepotismus von Guerillaführern gehen, die keinerlei Kompetenz in Ziviladministration
haben. Im Nordsudan wird die Lage noch dramatischer sein.“
Für die Kirche
werde insbesondere der Exodus Zehntausender Südsudanesen aus Khartum ein schwerer
Schlag sein. Denn diese Menschen seien schon aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke ein
Faktor gewesen, der bisher beachtet werden musste.
„Weil die Realität komplexer
ist als Klischees wird es keine Aufspaltung der Bischofskonferenz geben. Wir bleiben
die „Konferenz der Bischöfe des Sudan“, und wir werden unsere nächste gemeinsame Vollversammlung
im November in Wau - im Süden - abhalten."
Bischof Gassis befindet sich
auf Einladung des Hilfswerks „Kirche in Not“ bis Sonntag in Österreich.