2011-06-29 13:51:57

Benedikt XVI.: Freundschaft mit Christus - der priesterliche Auftrag schlechthin


RealAudioMP3 Eine lange, persönliche Meditation über das Priesteramt hat Papst Benedikt XVI. an diesem Festtag Peter und Paul gehalten. Anlass war seine eigene Weihe zum Priester vor genau 60 Jahren in Freising. Außerdem verlieh Benedikt bei der Heiligen Messe im Petersdom 41 im letzten Jahr ernannten Erzbischöfen das Pallium, das er in seiner Predigt als Zeichen der Einheit mit dem Papst bezeichnete. Zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen machte der Papst das Jesuswort aus dem Johannesevangelium, „Nicht mehr Knechte nenne ich euch, sondern Freunde“.
„Sechzig Jahre nach dem Tag meiner Priesterweihe höre ich inwendig wieder, wie am Ende der Weihezeremonien unser greiser Erzbischof Kardinal Faulhaber mit etwas brüchig gewordener und doch fester Stimme dieses Wort Jesu uns Neupriestern zusprach…. Ich wusste und spürte, dass das in diesem Augenblick nicht nur ein zeremonielles Wort war und auch mehr als ein Zitat aus der Heiligen Schrift. Ich wusste: In dieser Stunde sagt er selbst, der Herr, es jetzt zu mir ganz persönlich.“

Mit der Taufe und in der Firmung sei bereits die Aufnahme in die „Familie Gottes“ verbunden, so der Papst.

„Aber was nun geschah, war doch noch einmal mehr. Er nennt mich Freund. Er nimmt mich in den Kreis derer auf, die er damals angeredet hatte im Abendmahlssaal. In den Kreis derer, die er auf ganz besondere Weise kennt und die ihn so in besonderer Weise kennenlernen. Er gibt mir die fast erschreckende Vollmacht zu tun, was nur er, der Sohn Gottes, sagen und tun kann und darf: Ich vergebe dir deine Sünden. Er will, dass ich – von ihm bevollmächtigt – mit seinem Ich ein Wort sagen kann, das nicht nur Wort ist, sondern Handeln, das im Tiefsten des Seins etwas verändert.“

„Nicht mehr Knechte, sondern Freunde“: ein vollkommener Vertrauensbeweis Gottes ist das. Schließlich vertraue Christus dem Priester auch das Wort in der Verwandlung in der Eucharistie an. Papst Benedikt:

„Er traut mir zu, dass ich sein Wort verkünde, es recht auslegen und zu den Menschen von heute bringen kann. Er vertraut sich mir an. Ihr seid nicht mehr Knechte, sondern Freunde: Dies ist ein Wort einer großen inneren Freude, das einen zugleich schaudern machen kann in seiner Größe, über die Jahrzehnte und mit all den Erfahrungen der eigenen Schwachheit und seiner nicht zu erschöpfenden Güte.“

„Nicht mehr Knechte, sondern Freunde“: in diesem Wort liege das ganze Programm eines priesterlichen Lebens. Natürlich müsse der Priester auch selbst etwas für die Freundschaft mit Christus tun.

„Der Hirt ruft die Seinen beim Namen (Joh 10, 3). Er kennt mich mit Namen. Ich bin nicht irgendein anonymes Wesen in der Unendlichkeit des Alls. Er kennt mich ganz persönlich. Kenne ich ihn? Die Freundschaft, die er mir schenkt, kann nur bedeuten, dass auch ich ihn immer mehr zu erkennen versuche; dass ich in der Schrift, in den Sakramenten, in der Begegnung des Betens, in der Gemeinschaft der Heiligen, in den Menschen, die auf mich zukommen und die er mir schickt, immer mehr ihn selber zu erkennen versuche.“

Und mehr noch: Freundschaft mit Christus ist nicht nur Erkennen, sie ist vor allem, wie Papst Benedikt betont, „Gemeinschaft des Wollens.“

„Sie bedeutet, dass mein Wille hineinwächst in das Ja zu dem Seinigen. Denn sein Wille ist für mich kein äußerer, fremder Wille, dem ich mich mehr oder weniger willig beuge oder auch nicht beuge. Nein, in der Freundschaft wächst mein Wille mit dem Seinigen zusammen, wird sein Wille der Meinige, und gerade so werde ich wahrhaft ich selber.“

Die „bleibende Frucht“, die der Herr vom Priester erwartet, ist nichts anderes als die Liebe. Die sei allerdings „nichts bloß Süßes“.

„Sie trägt in sich die Frucht der Geduld, der Demut, des Reifwerdens in der Einformung unseres Willens in den Willen Gottes, in den Willen Jesu Christi, des Freundes. Nur so, in dem Wahrwerden und Rechtwerden unseres ganzen Seins ist auch die Liebe wahr, nur so ist sie reife Frucht. Ihr innerer Anspruch, die Treue zu Christus und seiner Kirche will immer auch erlitten sein. Gerade so wächst die wahre Freude.“

Seine Rückschau auf seine 60 Jahre als Priester, für deren Ausführlichkeit sich der Papst gleichsam entschuldigte, enthielt auch ein Gebet und einen Dank „für das Schwere und das Rohe, für die dunklen und für die glücklichen Stunden. In beiden erkennen wir die immerwährende Gegenwart seiner Liebe, die uns stets neu trägt und erträgt“. „Herr, hilf mir, dich immer besser zu erkennen. Hilf mir, immer eins zu sein mit deinem Willen“, hieß es in Benedikts kurzem Gebet.

Ökumene mit den Ostkirchen
Erst gegen Ende seiner Predigt begrüßte Papst Benedikt die anwesenden Kardinäle, Priester, Diplomaten und Gläubigen. An erster Stelle nannte er den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und seine Delegation. Jedes Jahr zum römischen Patronatsfest nimmt das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie traditionell am Papstgottesdienst teil, so wie der Heilige Stuhl alljährliche eine Delegation nach Istanbul zum orthodoxen Andreasfest entsendet.

Die Übergabe der Pallien
41 neue Erzbischöfe aus der ganzen Welt empfingen bei der Messe das Pallium aus den Händen des Papstes. Die weiße Wollstola ist das Zeichen der Metropolitanwürde. Sie hat die Form eines Ringes und trägt fünf gestickte Kreuze, Symbol der fünf Wundmale Christi. Die Pallien werden jedes Jahr am Abend vor ihrer Verleihung auf die Schatulle mit den Gebeinen des Apostels Petrus unter dem Hochaltar im Petersdom gelegt. Benedikt, assistiert von zwei Zeremoniären, legte jedem der 41 Erzbischöfe die Wollstola um den Hals. Das Pallium ist ein Zeichen der Einheit mit dem Papst, sagte Benedikt in seiner Predigt. Überdies erinnere es an „das süße Joch Christi, das uns auferlegt wird“.

„Es ist ein Joch der Freundschaft und darum „ein süßes Joch“, aber gerade so auch ein forderndes und formendes Joch. Es ist das Joch seines Willens, der ein Wille der Wahrheit und der Liebe ist. So ist es für uns vor allem auch das Joch, andere in die Freundschaft mit Christus zu führen und für die anderen da zu sein, uns um sie als Hirten zu sorgen.“

Weiter erinnert das Pallium seinen Träger an den Auftrag, in der Nachfolge Christi selbst ein guter Hirte zu sein.

„Es erinnert uns an Christus, der sich aufgemacht hat in die Berge und in die Wüsten, in denen sich sein Lamm, die Menschheit verlaufen hat. Es erinnert uns an ihn, der das Lamm, die Menschheit – mich – auf seine Schultern genommen hat, um mich heimzutragen. Es erinnert uns so daran, dass wir als Hirten in seinem Dienst die anderen mittragen, gleichsam auf die Schultern nehmen und zu Christus bringen sollen. Es erinnert uns daran, dass wir Hirten seiner Herde sein dürfen, die immer die Seine bleibt und nicht die Unsere wird.“
Die Liturgie zum römischen Patronatsfest war in diesem Jahr besonders feierlich. Palestrinas „Missa Papae Marcelli" begleitete den Gottesdienst. Einmal im Jahr, eben zum 29. Juni, wird die Bronze-Statue des Heiligen Petrus, die rechts im Mittelschiff der Basilika thront, symbolisch mit der Tiara bekrönt und in ein rotes päpstliches Gewand gehüllt. Rot ist die liturgische Farbe an Gedenktagen von Märtyrern, wie Petrus und Paulus sie waren. Das kleine Büchlein für die Liturgie, das der Vatikan an die Messbesucher verteilte, zierte das Bildchen zur Priesterweihe Joseph Ratzingers von 1951, mit Kurrentschrift und einem Foto des jungen Priesters.

(rv 29.06.2011 gs)








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