Das Sozialpapier der deutschen Bischöfe hat ein geteiltes Echo in der deutschen Politik
und Gerichtsbarkeit hervorgerufen. Lob kommt vom Verfassungsgericht. Bei der
Vorstellung des Sozialwortes an diesem Montag lobte Bundesverfassungsrichter Udo Di
Fabio den Grundansatz der Kirche. In den politischen Forderungen sei das Papier hingegen
bisweilen „etwas weichgespült“, so der Richter. Er vermisse eine Kritik an der „wachsenden
Durchökonomisierung der Gesellschaft“. Di Fabio war von Marx selbst eingeladen worden,
das neue Bischofsschreiben zu kommentieren. Zustimmung zu den Thesen der Bischöfe
signalisierte FDP-Generalsekretär Christian Lindner. „Wir begrüßen den mutigen
Diskussionsbeitrag“, erklärte er. Auch die SPD lobte das Papier. Es sei zu
begrüßen, dass die Kirche eine Diskussion über die „Wege zu mehr Gerechtigkeit“ anstoßen
wolle, erklärte die Verantwortliche für den Bereich Kirchen und Religionsgemeinschaften
im Präsidium der Partei, Barbara Hendricks. Wissenschaftler des Oswald-von-Nell-Breuning-Instituts
an der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt sprachen von „beeindruckenden
Passagen“. Zugleich äußerten die Experten Kritik an einzelnen Stellen. Das Schreiben
der Bischöfe setze zwar ein politisch relevantes Signal, aber keinen programmatischen
Impuls, hieß es. Konkret fordern die Bischöfe in dem Dokument „Chancengerechte
Gesellschaft - Leitbild für eine freiheitliche Ordnung“ Reformen in verschiedenen
gesellschaftlichen Bereichen. Sie halten eine „aufsuchende Elternarbeit“ für notwendig,
die benachteiligten Kindern hilft. Die Bischöfe wünschen sich auch von kirchlichen
Schulträgern, dass sie sich stärker als bisher „jenseits der Gymnasien engagieren“,
um Schüler aus bildungsfernen Schichten besser zu fördern. Ein bedingungsloses Grundeinkommen
hingegen lehnen sie ab, weil dadurch Anreizeffekte wegfallen würden.