Welche Folgen hat
der „arabische Frühling” für die Christen im Nahen Osten? Mit dieser Frage haben sich
im Vatikan Vertreter internationaler Hilfswerke bei der Vollversammlung der ROACO
beschäftigt. Die ROACO („Riunione delle Opere di Aiuto per le Chiese Orientali“) ist
ein Zusammenschluss von Hilfswerken, die sich für Christen im Orient einsetzen. Wir
haben mit dem neuen Sekretär der ROACO, P. Max Cappabianca OP, gesprochen - er war
in früheren Jahren Redakteur bei Radio Vatikan - und ihn gefragt, wie der arabische
Frühling im Vatikan gesehen wird.
„Die Lage wird differenziert betrachtet.
Das ist bei den Konsultationen deutlich geworden. Wir hatten den koptischen Patriarchen
aus Ägypten zu Gast, Kardinal Antonios Naguib, und den neuen maronitischen Patriarchen,
Bechara Boutros Rai. Die sehen die Chancen des „arabischen Frühlings“, aber es gibt
auch die Gefahr der Radikalisierung, wie z.B. im Irak, wo mittlerweile Hunderttausende
Christen das Land verlassen haben. Das würde keine gute Zukunft für die christliche
Präsenz in diesen Ländern verheißen.“
Was bedeutet das für die Hilfswerke?
„Papst
Benedikt hat am vergangenen Freitag in seiner Rede an die Teilnehmer der ROACO die
Christen dazu aufgefordert, eine Vermittlerrolle einzunehmen; und so verstehen sich
die arabischen Christen selber: als Brückenbauer! Das geht natürlich nur, wenn sie
das spezifisch Christliche in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen: Das Thema
Versöhnung, die Werte der katholischen Soziallehre, die christliche Diakonie… All
diese Initiativen bedürfen der Unterstützung durch die Hilfswerke.“
Bei
der ROACO geht es immer auch um Israel und Palästina. Über welche Entwicklungen im
Heiligen Land haben die Hilfswerke da berichtet?
„Ja, wir hatten den vatikanischen
Nuntius in Jerusalem, Erzbischof Franco, zu Gast sowie den Kustos der Franziskaner,
P. Pizzaballa. Die Treffen dienen auch immer dem Informationsaustausch zwischen den
Hilfswerken. Für mich persönlich war es – wieder einmal – beeindruckend zu hören,
wie viel Gutes dort geschieht; durch den Einsatz vieler Laien, Ordensleute und Geistlicher
vor Ort und eben auch die Solidarität der Spender bei uns.“
Vorsitzender
der ROACO ist der Präfekt der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri. Der
Vereinigung gehören etwa zwei Dutzend Hilfswerke an, viele davon aus dem deutschen
Sprachraum.