Seligsprechung in Lübeck: „Sag niemals drei, sag immer vier Märtyrer!“
Der Samstag wird ein großer Tag für die Hansestadt Lübeck. Am Vormittag spricht Kardinal
Angelo Amato die Lübecker Märtyrer selig. Drei Katholische Kapläne und ein evangelischer
Pastor waren 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden, weil sie sich gegen
deren Rassen-Ideologie gestellt hatten. Und weil sie öffentlich dagegen gepredigt
hatten, dass Behinderte ermordet wurden. Die drei Priester werden selig gesprochen,
aber gemeinsam würdigt man auch den vierten, den evangelischen Pastor. Ein Bericht
aus Lübeck von Artur Fischer-Maly.
Johannes Prassek, Hermann Lange, Eduard
Müller. Diese drei katholischen Kapläne werden selig gesprochen, dem evangelischen
Pastor Karl Friedrich Stellbrink wird ehrend gedacht. Sind es dann nun drei oder vier
Märtyrer? Hamburgs Erzbischof Werner Thissen: „Sag’ niemals drei, sag’ immer
vier. Die vier Lübecker Märtyrer gehören zusammen, auch wenn sie unterschiedler Konfession
waren. Das gemeinsame Sterben der vier Märtyrer verpflichtet uns zu immer mehr unter
den Konfessionen im Leben.“
Und so ist die Seligsprechung auch ein ökumenisches
Ereignis. Die Evangelische Kirche stellt nicht nur die Domwiese zur Verfügung. Die
Pastorin der Lutherkirche, an der Pastor Stellbrink auch war, Constanze Maase: „Wir
feiern ja auch zwei Gottesdienste, zu denen wir uns gegenseitig sehr bewusst einladen:
am 24. Juni sind wir in der Lutherkirche. Am 25. feiern wir genau das gleiche, nur
umgedreht.“
Die eigentliche Seligsprechung ist um 11 Uhr, mitten in der
Lübecker Altstadt, vor der Herz-Jesu-Kirche, an der die drei katholischen Kapläne
gewirkt haben. Kardinal Angelo Amato wird im Auftrag des Papstes das Apostolische
Schreiben verlesen, mit dem die drei Priester in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen
werden. Der Gottesdienst wird auch übertragen in den Evangelischen Lübecker Dom
und auf die Freilichtbühne. Schließlich ist die Seligsprechung ist das kirchliche
Ereignis in Norddeutschland schlechthin in diesem Jahr. Es ist aber nicht nur ein
großer Tag für die Lübecker. Mit 60 Reisebussen kommen die Menschen. Beate Bäumer
vom Organisationsteam: „Die Menschen kommen aus ganz Deutschland – aus dem Allgäu,
aus Würzburg, aus Regensburg, aber auch aus der ganzen Welt. Eine Ordensfrau kommt
aus Sambia, aus Australien kommen Menschen, aus Argentinien, den Niederlanden, aus
Schweden, Dänemark, aus Kroatien, Spanien, Italien. Wir erwarten mehr als elf Nationen.“
Mit
9.000 Teilnehmern rechnet Erzbischof Werner Thissen, der an diesem Tag nur einer von
fast 20 (!) Bischöfen in Lübeck sein wird. „Wer selig gesprochen ist, ist offiziell
kirchlich als Vorbild anerkannt. Von den Lübecker Märtyrern kann man das ja in jedem
Fall sagen – dass sie Vorbilder in der Weise waren, dass sie nicht nach den Parolen
Hitlers, nach der gängigen Tagesmeinung gehandelt haben, sondern nach ihrem Gewissen
und nach dem Evangelium.“
Alle Infos zur Seligsprechung und den vier Lübecker
Märtyrern finden Sie im Internet unter www.luebeckermaertyrer.de