Vereinte Nationen: Industriestaaten nehmen zu wenig Flüchtlinge auf
Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen hat Vorbehalte der Industriestaaten
bei der Aufnahme von Flüchtlingen beklagt. Vier von fünf Flüchtlingen weltweit lebten
in Entwicklungsländern, heißt es in dem zum Weltflüchtlingstag veröffentlichten Jahresbericht
„Global Trends 2010“. Die größte Flüchtlingsbewegung lebte laut Bericht mit knapp
zwei Millionen Menschen in Pakistan. Im vergangenen Jahr waren weltweit 43,7 Millionen
Menschen auf der Flucht. Das entspricht der Bevölkerung Kolumbiens oder halb Deutschlands.
Um die Belastung eines Staates bei der Unterstützung von Flüchtlingen
zu bestimmen, rechnete das UNO-Werk die Zahl der registrierten Flüchtlinge auf jeweils
einen US-Dollar des nationalen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts um. Danach kommen laut
UNO-Bericht in Pakistan 710 Flüchtlinge auf einen Dollar, in der Demokratischen Republik
Kongo 475 und in Kenia 247. In Deutschland kamen 17 Menschen auf einen Dollar des
Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts. Deutschland ist das Industrieland mit der höchsten
Zahl an Flüchtlingen.
Laut Jahresbericht der zuständigen UNO-Organisation behalten
immer mehr Menschen über lange Zeit den Status „Flüchtling“. Das UNO-Hilfswerk spricht
ab fünf Jahren im erzwungenen Exil als andauernde Flüchtlingssituation. 2010
galt das für 7,2 Millionen Menschen weltweit, so viele wie noch nie seit 2001.
Die
Hilfsorganisation Care Deutschland-Luxemburg forderte anlässlich des Weltflüchtlingstags
den Menschen, Perspektiven auf eine Rückkehr zu bieten. Neben den offiziell
als Flüchtlingen anerkannten Personen, die ihr Heimatland verlassen mussten, gebe
es eben auch unzählige Menschen weltweit, die innerhalb ihres Landes zur Flucht gezwungen
werden, so der Vorsitzende der Hilfsorganisation, Heribert Scharrenbroich. Hauptursachen
für Flucht und Vertreibung sind nach Ansicht von Care Gewalt, Naturkatastrophen und
Hunger. „Flucht ist immer ein Akt der Verzweiflung“, so Scharrenbroich. Die grundlegenden
Bedürfnisse der Menschen auf der Flucht seien immer gleich: „eine sichere Unterkunft,
Verpflegung und sauberes Wasser“.