Papst Benedikt XVI.
besucht am Sonntag die Diözese San Marino-Montefeltro. Auf dem Programm stehen ein
Gottesdienst im Stadion des Kleinstaates, ein Treffen mit der Regierung der Republik
San Marino und eine Begegnung mit Jugendlichen im italienischen Teil des Bistums.
Der Bischof der Diözese, Luigi Negri, rechnet mit rund 22.000 Teilnehmern bei den
Feierlichkeiten. Das würde bedeuten, dass jeder dritte Sanmarinese den Papst sehen
wolle, sagte Negri bei einem Treffen mit Politikern der Republik.
Die Menschen
seien im Grunde ihres Herzens gläubig – trotz aller Schwierigkeiten in einer säkularen
Welt, betonte der Ortsbischof von San Marino und dem italienischen Bistumsteil Montefeltro
im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Diese Menschen hier wurden tief getroffen
von der Welle des Säkularismus und des Anti-Katholizismus. Mir scheint, dass diese
Welle in gewisser Weise die Vernunft für sich gewinnt. Auch wenn die Menschen also
im Herzen den Glauben spüren, mit dem Verstand argumentieren sie, denken sie mit den
Massenmedien. Der Papst wird bei seinem Besuch jeden Einzelnen spüren lassen, dass
alle wirtschaftlichen und sozialen Krisen – über die Konjunkturschwäche hinaus – letztlich
von einer anthropologischen Krise ausgehen. Nur eine Menschheit, die aufwacht und
sich zu ihrer Menschlichkeit bekennt, hat die Kraft, die Krise in ihren einzelnen
Punkten anzugehen.“
San Marino gilt als älteste bestehende Republik der
Welt. Als Gründungsdatum San Marinos wird der 3. September 301 angesehen. Marinus,
ein Steinmetz aus dem heutigen Kroatien, soll damals vor der Christenverfolgung aus
Rimini in die rund 25 Kilometer entfernten, nahezu unzugänglichen Wälder geflohen
sein. Auf den dort thronenden, knapp 800 Meter hohen Kalkfelsen Titano soll er weitere
verfolgte Christen geführt haben. Nach dem Toleranzedikt des römischen Kaisers Galerius
im Jahr 311 wurde Marinus zum Diakon geweiht und erhielt den Berg als Geschenk. Auf
seine letzten Worte vor dem Tod im Jahr 366 begründete sich die Republik: „Ich lasse
euch zurück als von beiden Menschen Freie.“ Dies verstanden die Sanmarinesen im Sinne
einer Unabhängigkeit von Römischem Reich und Kirchenstaat.
Der Besuch des Papstes
gebe die Gelegenheit, die Prinzipien, auf denen die Republik gründet, herauszustellen.
Die Außenministerin von San Marino, Antonella Mularoni, nennt Frieden, Toleranz und
Verteidigung der Menschenrechte.
„Es sind die christlichen Werte, auf denen
die Republik San Marino stets ihr Leben und ihre Existenz aufgebaut hat. Diese Werte,
auch der Respekt vor anderen und Verantwortung sind die Flagge, die wir international
vor uns her tragen.“
Die Republik hat heute rund 31.000 Einwohner. Zwar
hat das Land keine Staatsverschuldung, doch die Bevölkerung leidet unter der Wirtschafts-
und Konjunkturkrise. Die Arbeitslosigkeit ist hoch – entsprechend der Situation im
umgebenden Italien, dem wichtigsten Handelspartner. Der Papst wird viel für einen
Weg aus der Krise sagen können, meint Außenministerin Mularoni:
„Natürlich
gelten im Bereich der Wirtschaft andere Regeln, keine Gebote, die direkt auf den Glauben
zurück gehen. Aber Christ zu sein, erlaubt eine andere wirtschaftliche Entwicklung,
eine Wirtschaft die mehr Achtung hat vor den Bedürfnissen, den Rechten und den Interessen
aller.“
Radio Vatikan berichtet am Sonntag in den Magazinsendungen von
der Reise Benedikts XVI. nach San Marino. Die Messe am Vormittag können Sie mit deutschem
Kommentar im Internet und über die Partnersender verfolgen.