Kardinal Kasper: Kirchen müssen neue Zugänge zum Christentum bieten
Die Kirchen müssen ihren Glauben völlig anders vermitteln als bisher. Davon ist der
deutsche Kurienkardinal Walter Kasper überzeugt. „Die Einführung in den Glauben funktioniert
nicht mehr“, sagt Kasper im des Deutschen Ökumenischen Predigtpreises. Früher hätten
Kinder christliche Religion in der Schule gelernt. Schul- und Kirchengemeinde seien
aber auseinandergefallen. Jetzt müssten die Kirchen „neue systematische Zugänge zum
Glauben“ aufbauen, mit Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Kirche.
Beispielhaft erwähnt Kasper Kirchengemeinden in Rom. Dort würden Jugendliche vor der
Firmung, erwachsene Täuflinge und angehende Ehepartner vor der kirchlichen Feier zu
Glaubenskursen eingeladen. Kasper wendet sich auch gegen die Ansicht, Westeuropa sei
unreligiös geworden. Zwar hätten sich in der langen Zeit unter christlichem Einfluss
„auch Belastungen angesammelt: Da ist der geistige Boden für das Evangelium stärker
verkarstet als in Ländern, in denen das Evangelium zum ersten Mal zu hören ist.“ Doch
werde auch in Europa die Frage nach Gott gestellt. Man reibe sich jedoch „stärker
als früher an den Institutionen des Glaubens“. Kasper war bis 2009 Präsident des vatikanischen
Einheitsrates und bis 1989 Bischof der Diözese Rottenburg Stuttgart.