„Casa do Menor“ –
Haus für Kinder und Jugendliche. Davon hat der italienische Missionar Renato Chiera
einige gegründet, in mehreren Städten Brasiliens. In einem Vierteljahrhundert hat
er dort 60.000 Kinder und Jugendliche buchstäblich von der Straße geholt, wo sie lebten,
als leichte Beute für Drogenhändler und Zuhälter. Doch jetzt gerät das Werk des Priesters
in Schwierigkeiten, erzählt er uns telefonisch aus Brasilien:
„Die erste
Schwierigkeit ist, dass die brasilianische Regierung das Gesetz für die Aufnahme von
Kindern und Jugendlichen ändert. Das schafft uns Probleme, weil jetzt eine solche
Aufnahme nur für maximal zwei Jahre erlaubt ist. Aber wir geben diesen jungen Leuten
doch eine Ausbildung, in zwei Jahren bekäme ich die niemals von den Drogen weg und
in eine Lehre! Das lässt sich in zwei Jahren einfach nicht machen. Diese jungen Leute
muss man menschlich wieder aufbauen, ihnen Werte geben, damit sie anfangen, wieder
zu lernen, eigene Wünsche zu haben, sich auf einen Beruf hin zu orientieren.“
Und
dann kommt auch noch ein Geldproblem dazu: Das liegt daran, dass die Lebenshaltungskosten
im aufsteigenden Schwellenland Brasilien immer mehr steigen.
„Ja – das liegt
daran, dass sich Brasilien rasant ändert. Also steigende Unterhaltskosten in unseren
Häusern. Und gleichzeitig bleiben die staatlichen Subventionen aus, weil wir durch
das Raster des neuen Gesetzes rutschen. Dieses Jahr haben wir von der brasilianischen
Regierung noch nichts bekommen; schon seit Monaten können wir keine Gehälter mehr
zahlen. Das bedeutet: Wir bestrafen damit praktisch die Familien unseres Personals,
und wir können unseren Jungen keine Lebensqualität mehr bieten, die eines Gotteskindes
würdig wäre!“
Über sieben Millionen Straßenkinder gibt es in ganz Brasilien,
über drei Millionen arbeitende Kinder und über zwei Millionen Prostituierte unter
fünfzehn Jahren. Vor der Fußballweltmeisterschaft von 2014 versucht die Armee, besonders
konfliktreiche Favelas zu erobern und die Kriminalität in ihnen auszurotten – das
Problem der Straßenkinder aber verschwindet dadurch nicht, es verlagert sich höchstens.
Bei Pater Chiera bekommen die, die den Absprung wagen, eine Ausbildung und die Chance
auf ein neues Leben. Wenn Brasiliens neue Regierung unter Dilma Rousseff seinen Projekten
nicht endgültig den Geldhahn zudreht...