2011-06-13 13:16:28

Brasilien: Straßenkinder-Projekte vor dem Aus


RealAudioMP3 „Casa do Menor“ – Haus für Kinder und Jugendliche. Davon hat der italienische Missionar Renato Chiera einige gegründet, in mehreren Städten Brasiliens. In einem Vierteljahrhundert hat er dort 60.000 Kinder und Jugendliche buchstäblich von der Straße geholt, wo sie lebten, als leichte Beute für Drogenhändler und Zuhälter. Doch jetzt gerät das Werk des Priesters in Schwierigkeiten, erzählt er uns telefonisch aus Brasilien:


„Die erste Schwierigkeit ist, dass die brasilianische Regierung das Gesetz für die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen ändert. Das schafft uns Probleme, weil jetzt eine solche Aufnahme nur für maximal zwei Jahre erlaubt ist. Aber wir geben diesen jungen Leuten doch eine Ausbildung, in zwei Jahren bekäme ich die niemals von den Drogen weg und in eine Lehre! Das lässt sich in zwei Jahren einfach nicht machen. Diese jungen Leute muss man menschlich wieder aufbauen, ihnen Werte geben, damit sie anfangen, wieder zu lernen, eigene Wünsche zu haben, sich auf einen Beruf hin zu orientieren.“


Und dann kommt auch noch ein Geldproblem dazu: Das liegt daran, dass die Lebenshaltungskosten im aufsteigenden Schwellenland Brasilien immer mehr steigen.

„Ja – das liegt daran, dass sich Brasilien rasant ändert. Also steigende Unterhaltskosten in unseren Häusern. Und gleichzeitig bleiben die staatlichen Subventionen aus, weil wir durch das Raster des neuen Gesetzes rutschen. Dieses Jahr haben wir von der brasilianischen Regierung noch nichts bekommen; schon seit Monaten können wir keine Gehälter mehr zahlen. Das bedeutet: Wir bestrafen damit praktisch die Familien unseres Personals, und wir können unseren Jungen keine Lebensqualität mehr bieten, die eines Gotteskindes würdig wäre!“

Über sieben Millionen Straßenkinder gibt es in ganz Brasilien, über drei Millionen arbeitende Kinder und über zwei Millionen Prostituierte unter fünfzehn Jahren. Vor der Fußballweltmeisterschaft von 2014 versucht die Armee, besonders konfliktreiche Favelas zu erobern und die Kriminalität in ihnen auszurotten – das Problem der Straßenkinder aber verschwindet dadurch nicht, es verlagert sich höchstens. Bei Pater Chiera bekommen die, die den Absprung wagen, eine Ausbildung und die Chance auf ein neues Leben. Wenn Brasiliens neue Regierung unter Dilma Rousseff seinen Projekten nicht endgültig den Geldhahn zudreht...

(rv 13.06.2011 sk)








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