Martin Mosebach u.a.: Rom, ewige Stadt, Sehnsucht im Klischee?
Ein Rombuch ohne Papstfoto und ohne Forum Romanum: Stattdessen ein Streifzug durch
die Stadt abseits der Touristen-Trampelpfade, oft auf den Spuren bekannter Autoren.
Wir sitzen mit dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani in einer Kirchenbank
und betrachten ein Gemälde von Guido Reni. Wir unternehmen mit Max Frisch einen Schaufensterbummel,
treten mit Pier Paolo Pasolini aufs Gaspedal und mieten uns mit Martin Mosebach ein
Riesen-Appartement im jüdischen Viertel. Aber was da entsteht, ist kein Klischeebild
der Ewigen Stadt und kein Intellektuellen-Rom: Dafür sorgen Fotos, die uns in Neubaugebiete
schicken, ein paar Blicke auf die Karriere des „ewigen Ministerpräsidenten“ Andreotti
oder die nervige Tour mit einem Taxifahrer durch die Staus auf Roms Straßen. Doch
wirklich, so ist Rom – wohl nur mit einem solchen Texte- und Bilderbogen kann man
das Wirrwarr dieser uralten und unfertigen Stadt einfangen. Man bleibt nach dem Durchblättern
dieses unvollständigsten, gelungstenen aller Rombücher genauso bezaubert-erschöpft
zurück wie nach einem Tag im echten Rom. Wenn es das überhaupt gibt, das „echte“ Rom.
Das Buch aus dem Corso-Verlag sucht es jedenfalls nicht im Vatikan und auch nicht
auf dem Forum – sowas muss man sich erstmal trauen!
Das Buch ist im Corso
Verlag erschienen und kostet ca. 25 Euro.