2011-06-10 11:33:13

Österreich: Islam und Europa, „Schaut auf die Fakten“


RealAudioMP3 Und wie hältst du es mit den Gesetzen? Und den Menschenrechten? An ganz konkreten Fragen und Antworten muss sich das Verhältnis von Muslimen und Europäern messen. So könnte man die Empfehlungen des Wiener Religionsrechtlers Richard Potz auf den Punkt bringen; er äußerte sich zusammen mit Islamwissenschaftlern und Sprechern der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Das vom Wiener Cartellverband organisierte Gespräch stand unter dem Titel „Islamische Werte für Europa?“ Werte sind wichtig, das weiß auch Potz, aber sie müssen sich in Handeln übersetzen:

„Wenn man schon diesen Wertebegriff verwendet als Instrument, dann muss man von einer Schieflage ausgehen, die darin besteht, dass es aus europäischer Sicht unveräußerliche Positionen in den Grundrechten gibt, wo die Rückfrage dem Islam – und nicht nur dem Islam – zu stellen ist: Wie hältst du es damit? Die Europäische Union kann man vielleicht fragen: Wie hält sie es mit der Religion, und eben die anderen Religionsgemeinschaften: Wie haltet ihr es mit dem europäischen, politischen Werteverständnis?“

Die überwiegende Mehrheit der Muslime erkenne die positiven Seiten der Demokratie an. Andererseits gebe es nach wie vor „Widersprüche und Sperrigkeiten“, die man auch benennen müsse, so Potz. Bestehende Probleme dürften nicht verdrängt werden, so der Religionsrechtler mit Verweis auf die EU-Studie „Islam in Europa“, die unter anderem die Kopftuch-Frage und den Religionsunterricht als reale Probleme herausgestellt, den Moscheebau jedoch als kein reales Problem beschrieben hat. Dass es weniger ums Reden als denn ums Handeln gehen muss, darin stimmt die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Carla Amina Baghajati, mit Potz überein:

„Für noch entscheidender halte ich es aber, dass solche Diskussionen ein Ansporn sind, nicht nur den Dialog der Worte, sondern vor allem den Dialog des Handelns zu suchen. Und hier zitiere ich ein Papstwort, das der verstorbene und von Muslimen sehr geschätzte Papst gesagt hat: Und ich hoffe, dass das ein Weg ist, der in der gelebten Praxis überwinden hilft all das, was es an Polemiken gibt, Abgrenzungstechniken und an Popolismen. Leider auch wenn etwas nicht stimmt, aber oft genug wiedergekäut wird, all diese Sager, die islamfeindlich einzustufen sind. Wir müssen dagegen steuern und durch unser Handeln zeigen: Wir sind für eine Gesellschaft, wir haben gemeinsame Werte, wir haben ein gemeinsames Ziel, nämlich das friedliche, respektvolle Zusammenleben und nicht das Nebeneinander-Leben.“

Muslime müssten sich stärker in die Pflicht nehmen lassen und fragen, was sie Europa eigentlich anzubieten haben, so Baghajati weiter. Das könne auch zum Abbau von Vorurteilen beitragen. Wenn man sich als Muslima oder als Muslim zugleich als Europäer begreifen wolle, müsse eine Bedingung erfüllt sein, so die Sprecherin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich: das Bekenntnis „zu Werten wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Pluralismus und Menschenrechten“.

(kap 10.06.2011 pr)








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