Für Forschung und
Nutzung ungefährlicher und nachhaltiger Energien hat sich in diesen Tagen Papst Benedikt
XVI. stark gemacht. Mit Blick auf die „zahllosen Tragödien“ in Natur und Technik der
letzten Monate mahnte der Papst, „unsere Haltung zur Natur komplett zu überdenken“.
Dieses Anliegen hat auch die diesjährige Pfingstaktion des deutschen Osteuropa-Hilfswerkes
„Renovabis“, die an diesem Sonntag im Bistum Görlitz ihren Abschluss findet; sie war
am 22. Mai im Erzbistum München und Freising gestartet. Unter dem Motto „Gottes Schöpfung,
uns anvertraut. Ost und West in gemeinsamer Verantwortung“, das zugleich Jahresmotto
des Hilfswerkes ist, richtet die Aktion den Blick auf den Umgang mit Umwelt und Technik
in Osteuropa.
Nach der jüngsten Atomkatastrophe in Japan, ausgelöst durch Erbeben
und Tsunami, bekommt der diesjährige 25. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
ein umso größeres Gewicht. So hat Renovabis zur Pfingstaktion die Ausstellung „25
Jahre nach Tschernobyl“ nach München geholt. 80 Prozent der Kinder in der Region erkranken
heute immer noch aufgrund der Folgen des Gaus; Schilddrüsenerkrankungen und Immunschwäche
sind weit verbreitet. Claudia Gawrich von Renovabis sagte im Interview mit dem Fernsehsender
„Kirche in Bayern“:
„Wir wollten auf die Schicksale der Menschen, insbesondere
auch der Liquidatoren, aufmerksam machen, die damals eben den Reaktorbrand gelöscht
und medizinische und technische Hilfe geleistet haben.“
Neben den direkten
Opfern kommen also auch Menschen zu Wort, die versuchten, das Schlimmste abzuwenden
und dabei ihr Leben riskierten – ähnlich wie heute im japanischen Fukushima: Techniker
und Hilfskräfte, Soldaten und Ärzte. Ein solcher „Liquidator“ ist der ukrainische
Hubschrauberpilot Igor J. Pismenskij, den Renovabis zur Ausstellung nach München einlud.
Er war unmittelbar nach dem Atomunfall in Tschernobyl (1986) für Aufräumarbeiten am
Reaktor im Einsatz, warf Blei und Sand aus der Luft ab, um den Austritt von radioaktiver
Strahlung einzudämmen:
„Ich wusste, dass es gefährlich war, ich wusste aber
nicht, wie gefährlich. ich war dazu ausgebildet, mein Land zu schützen – auf so etwas
war ich nicht vorbereitet. Ich würde es aber trotzdem wieder machen. Aber ich würde
auf alle Fälle Schutzkleidung tragen gegen die Radioaktivität.“
Die rasanten
Transformationsprozesse und wirtschaftlichen Aufholbemühungen der mittel- und osteuropäischen
Länder bringen die Ausbeutung von Ressourcen und die Schädigung der Umwelt mit sich,
beobachtet Renovabis. Andererseits wachse inzwischen auch die Sensibilität für die
ökologischen Herausforderungen, die der Fortschritt mit sich bringt. Vor allem bei
den kirchlichen Partnern vor Ort sei das spürbar. Die Bewusstseinsbildung hat bei
den Besuchern der Münchner Ausstellung schon begonnen; so zeigten sich Schüler der
neunten Stufe des Thomas-Mann-Gymnasiums in München von der Ausstellung tief beeindruckt:
„Es
war schon erschreckend, dass die Leute so betrogen wurden. All die Dinge, die ihnen
nicht erzählt wurden. Ich wusste nicht, dass das so krass war, schon hart.“ – „Ich
finde es erschreckend, dass die Leute vom Staat nicht unterstützt werden und ihr Leben
dafür riskiert haben, dass andere nicht dafür sterben müssen aufgrund von dieser Katastrophe!“
Die
Kollekten aller katholischen Kirchen in Deutschland vom Pfingstsonntag sind für Renovabis
bestimmt. Das Hilfswerk musste aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der Spendeneinbußen
in den letzten Monaten den Gürtel enger schnallen, was sich auch auf viele Projekte
in den osteuropäischen Partnerländern ausgewirkt hat.