Lombardi: Keine überhöhte Strahlung durch Radiosender
Der Vatikan bestreitet,
dass die Sendeanlage von Radio Vatikan zu überhöhter Strahlenbelastung und Gesundheitsschäden
für die Anwohner führt. Im „Corriere della Sera“ erklärte Papstsprecher Federico Lombardi,
die elektromagnetischen Emissionen der Sendeanlage nördlich von Rom entsprächen seit
1992 den Vorgaben der Weltgesundheitsbehörde. Seit 2001 halte das Radio auch „skrupulös“
die (damals neuen) italienischen Normen ein, die laut Lombardi „zu den restriktivsten
der Welt gehören“. „Wir sind also nicht nur davon überzeugt, niemandem zu schaden,
sondern auch, dass es keine objektiven Gründe zur Sorge gibt.“
Lombardi leitet
den Vatikanischen Pressesaal – und ist auch Generaldirektor von Radio Vatikan. In
dem Interview reagiert er auf die Klage eines Vereins gegen den Sender. Der Verein
sieht in den Radio-Vatikan-Strahlen die Ursache für die Leukämieerkrankung eines sechsjährigen
Kindes und den Tod einer 26-jährigen Frau. „Sich jahrelang der Anklage auszusetzen,
man töte Kinder, ist nicht sehr angenehm“, sagt der Jesuit. Doch das römische Gesundheitsministerium
habe schon 2001 in einer detaillierten Studie festgestellt, dass von der Sendeanlage
namens „Santa Maria di Galeria“ unweit des Braccianer Sees keinerlei Gesundheitsgefährdung
ausgehe. Die Strahlung der Antennen sei außerdem „nach oben, in die Ionosphäre“ gerichtet
und nicht etwa „parallel an der Erdoberfläche entlang“.
Eine deutliche Mehrheit
der heutigen Wissenschaftler sehe im Übrigen „keinen Kausalitäts-Zusammenhang zwischen
elektromagnetischen Emissionen und hämopoetischen Erkrankungen“. Wörtlich meint Lombardi:
„Niemand hat jemals erklären können, durch welchen Mechanismus angeblich eine elektromagnetische
Strahlung so auf eine Zelle einwirkt, dass eine Krankheit entsteht.“ In der jüngsten
Studie der Weltgesundheitsbehörde über Strahlenschäden durch Handynutzung gehe es
„um eine völlig andere Lage als bei Radio Vatikan“.
Lombardi beteuert, das
Radio habe mehrfach versucht, in Kontakt mit den Anwohner-Verbänden zu treten, die
die Sendeanlage bekämpfen. Es sei allerdings „schwierig, die Debatte auf einem rationalen
und wissenschaftlich begründeten Niveau zu halten“. Natürlich würde man heutzutage
„nicht mehr ein solches Sendezentrum so nahe an einer wachsenden Stadt errichten“:
„Allerdings handelte es sich da manchmal um eine Urbanisierung, die umgekehrt auf
die Existenz eines solchen Sendezentrums hätte Rücksicht nehmen müssen, das ja vom
italienischen Gesetzgeber offiziell dort erlaubt worden war.“ Der Sender bewege sich
zwar durch stärkere Präsenz im Internet und durch eine Politik der Wiederausstrahlung
von Programmen durch örtliche Radios „aktiv in Richtungen, die zu einer Reduzierung
starkstrahlender Sendungen in Santa Maria di Galeria führen“. Dennoch bleibe die Übertragung
auf Kurzwelle für eine schwer voraussagbare Zeitspanne wichtig „in weiten Teilen Afrikas,
des Nahen Ostens und Asiens“: „Das sind Weltgegenden, wo sich keine unabhängigen oder
katholischen Ortsradios bilden können oder wo Internet nicht existiert oder nicht
zugänglich ist.“
Die Strahlungen der Sendeanlage von Radio Vatikan sind seit
Jahren Gegenstand eines Rechtsstreits. 2005 wurden zwei wichtige Exponenten des Senders
zu zehn Tagen Haft auf Bewährung verurteilt; ein Berufungsgericht hob dieses Urteil
zwei Jahre später wieder auf.