2011-06-08 15:46:20

Hildegard Burjan: „Eine Selige für ganz Österreich“


RealAudioMP3 Hildegard Burjan war eine „Christin mit prophetischer Kraft“ und wird eine „Selige für ganz Österreich“ sein. Das sagte die Vizepostulatorin im Seligsprechungsprozess, Ingeborg Schödl, an diesem Mittwoch in einem Gespräch mit der österreichischen Agentur Kathpress. Die vatikanische Kommission für Selig-und Heiligsprechungen hatte am Dienstag die Seligsprechung der Sozialpionierin empfohlen.

Burjan (1883-1933) gilt als eine der großen Gestalten der christlichen Frauenbewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Vizepostulatorin und Biografin Schödl hebt hervor:

„Dass sie eine Frau war, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die in ihrem Agieren und in ihrem Denken fast schon im 21. Jahrhundert angekommen war. Sie hat Projekte initiiert, die Ende des 20. Jahrhunderts erst auf anderen Gebieten angedacht wurden. Sie hat sich Dinge getraut, von denen wir manchmal heute noch nur träumen können.

Burjan setzte sich entschieden für die Gleichberechtigung der Frau, für die Bekämpfung der Kinderarbeit und für die Überwindung sozialer Missstände ein. Zu ihren wichtigsten politischen Forderungen zählte „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ für Frauen. Sie gründete Sozialvereine und die Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“. Für Ingeborg Schödl ist sie Vorbild für Frauen heute – in Gesellschaft und Kirche:

„Sie hat als verheiratete Frau und Mutter eine religiöse Gemeinschaft gegründet und war die Vorsteherin dieser Gemeinschaft. Wir reden so viel über die Stellung der Frau in der Kirche, was Burjan gemacht hat, ist doch etwas ganz Tolles. Manchmal trug sie auch die Schwesterntracht. Dieser Schritt ist ja etwas ganz Revolutionäres.

1919 zog Burjan als erste christlich-soziale Abgeordnete in das österreichische Parlament ein. Als im Jahr 1920 Neuwahlen anstanden, zog sich Burjan aus Rücksicht auf ihre stark angeschlagene Gesundheit und wegen der zunehmenden antisemitischen Strömungen auch innerhalb ihrer Partei aus dem Parlament zurück, blieb aber weiter politisch aktiv. Obwohl sie nur kurze Zeit dem Parlament angehörte, galt sie schon bald als dessen „Gewissen“. Schödl:

„Das Engagement des Christen in der Welt hat sie sehr intensiv praktiziert. Ich würde mir wünschen, das sich das heute etliche zum Vorbild nehmen würden. Es wird ja immer gesagt, politisches Engagement gehört zum praktischen Christentum!“

Das Seligsprechungsverfahren für Hildegard Burjan läuft seit 1963. Das Kardinalskollegium der zuständigen Vatikankongregation hat am Dienstag das für die Seligsprechung nötige Wunder bestätigt. Nach Angaben der Erzdiözese Wien betrifft es die Heilung einer Frau, die sich im Gebet an Hildegard Burjan gewandt hatte. Infolge mehrerer Operationen hatte sie kein Kind zur Welt bringen können. Dass sie später drei gesunden Kindern das Leben schenkte, ist für die den Fall begutachtenden Ärzte nach medizinischem Standpunkt unerklärlich.

Als letzter Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung steht nun noch die Unterschrift des Papstes aus. Als persönlichen „Wunschtermin“ nannte die Vizepostulatorin im Verfahren, Ingeborg Schödl, den 30. Januar, den Geburtstag Hildegard Burjans. – Sie wurde 1883 im sächsischen Görlitz in eine liberale jüdische Familie geboren, studierte in Zürich Literatur und Philosophie und in Berlin Sozialwissenschaft. Im Jahr 1907 heiratete sie den gebürtigen Ungarn Alexander Burjan, einen der führenden Industriellen seiner Zeit. Nach Heilung von einer schweren Krankheit war sie zur katholischen Kirche konvertiert.

(kap/studio omega 08.06.2011 bp)








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