Die Christen in Pakistan
sorgen sich wegen Forderungen aus radikalislamischen Kreisen, die Bibel zu verbieten.
Radikale muslimische Gelehrte empfinden Teile des Alten Testaments als „pornographisch“
und gotteslästerlich. Beispielsweise kritisieren die Islamisten, dass die für Muslime
als Propheten verehrte Gestalten wie etwa die Könige David und Salomo in der Bibel
als Menschen mit Fehlern und Schwächen beschrieben werden. Mit ihrer Forderung nach
einem Bibelverbot haben sie sich an den Obersten Gerichtshof Pakistans gewandt. Der
Sprecher von „Kirche in Not“, John Pontifex, erläutert uns, wie es zu dieser Eskalation
kommen konnte.
„Eine radikale islamistische Partei nutzt das Blasphemiegesetz,
um die Christen unter Druck zu setzen. Sie hatten zuerst gesagt, dass die Bibel ein
pornographisches Werk sei. Dann fügten sie an, dass die Bibel zu unmoralischen Handlungen
aufrufe. Man muss betonen, dass nicht alle Muslime in Pakistan dieses Ansinnen teilen.
Es geht um eine ganz bestimmte Partei. Der Oberste Gerichtshof hat bisher noch nichts
entschieden.“
Nach den Worten des Anführers dieser Partei ist das Vorhaben
eine Antwort auf die seinerzeit geplante, aber letztlich abgesagte Koranverbrennung
des US-amerikanischen Geistlichen Terry Jones. Dieser hatte einen Scheinprozess gegen
den Koran veranstaltet und das Buch für „schuldig“ befunden, zu Mord und Vergewaltigung
aufzurufen.
„Wir sollten nicht vergessen, dass die katholische Kirche in
Pakistan unter sehr schweren Umständen lebt. Ich erinnere beispielsweise an den Mord
an dem katholischen Politiker Shabaz Bhatti. Wer sich in Pakistan derzeit gegen das
Blasphemiegesetz einsetzt, muss um sein Leben fürchten. Deshalb muss die katholische
Kirche in Pakistan immer mit Bedacht auf solche Forderungen wie das Bibel-Verbot reagieren.“
96
Prozent der 173 Millionen Einwohner Pakistans sind Muslime, 1,8 Prozent Hindus und
1,6 Prozent Christen.