Vatikan/Irland: Untersuchung zu Kirche und Missbrauch kommt voran
Der Vatikan kommt voran bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der Kirche
von Irland: Die erste Phase der so genannten Apostolischen Visitation ist abgeschlossen.
Das gab der Heilige Stuhl am Montag Mittag bekannt. Das Statement legt Wert auf die
Feststellung, dass man im Zeitplan liege. Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin,
hatte vor wenigen Tagen mit deutlichen Worten Verzögerungen beklagt und Vatikan-Mitarbeiter
dafür verantwortlich gemacht. „In Übereinstimmung mit dem Zeitplan, der am 12.
November letzten Jahres veröffentlicht wurde“ – darauf weist das Vatikan-Statement
von diesem Montag schon in der ersten Zeile hin. Im Auftrag des Papstes hätten die
Visitatoren in den letzten Monaten u.a. überprüft, „ob die derzeitigen Verfahren beim
Umgang mit Missbrauchsfällen effizient sind“ und „welche Unterstützung den Opfern
geboten wird“. Die Kontrolleure hätten in den vier Erzbistümern, in den Priesterseminaren
und Ordenseinrichtungen offene Türen vorgefunden: Dafür dankt der Papst vor allem
den vier Erzbischöfen, also auch dem aus Dublin. „Die Berichte der Visitatoren
sind den zuständigen Behörden des Heiligen Stuhls ausgehändigt worden“, so das Vatikan-Statement
wörtlich. Die Behörden hätten bei gemeinsamen „interdikasteriellen“ Treffen eine erste
Auswertung getroffen. Daraus ergebe sich, dass es zumindest in den irischen Bistümern
und Priesterseminaren „keine weiteren Apostolischen Visitationen“ von seiten der vatikanischen
Bischofskongregation mehr geben soll. Das Bild, das die Kontrolleure zeichneten, sei
„hinreichend vollständig“. Anders ist die Lage bei den Ordensgemeinschaften: Die zuständige
Vatikan-Kongregation hat Fragebogen ausgewertet, die an alle Ordenseinrichtungen in
Irland geschickt worden waren, und plant schon bald „Besuche vor Ort“. In den
nächsten Monaten wollen die Vatikan-Behörden den Bischöfen in Irland „Hinweise für
die geistliche Erneuerung in den Bistümern und Priesterseminaren“ geben; dasselbe
gilt für die Ordensgemeinschaften und Bewegungen. Anfang 2012 (auf englisch hört sich
das so an: „by early 2012“) will der Heilige Stuhl eine „umfassende Übersicht über
die Ergebnisse der Visitation und die künftigen Aussichten“ veröffentlichen. Dabei
soll auch die landesweite Mission berücksichtigt werden, die Papst Benedikt für die
irische Kirche angeordnet hat. Benedikt XVI. war es auch gewesen, der in seinem
Brief an irische Katholiken im März 2010 die Apostolische Visitation angekündigt hatte.
Als Ziel hatte er genannt, „der Ortskirche auf ihrem Weg der Erneuerung zu helfen“.
Dem gleichen Ziel wird nächstes Jahr auch der Eucharistische Weltkongress in Dublin
dienen, für den vor ein paar Tagen die Vorbereitungen gestartet sind. Irlands Kirche,
die traditionell stark im Schulwesen engagiert ist, hat durch das Bekanntwerden von
Missbrauchsskandalen im letzten Jahr einen Vertrauensverlust ohnegleichen erlebt. (rv
06.06.2011 sk)