2011-06-06 09:28:44

Papst: „Sachliche und nützliche Zusammenarbeit“


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat seine Reise nach Kroatien beendet. Der bevorstehende EU-Beitritt Kroatiens und die Familie als Keimzelle der Gesellschaft waren die herausragenden Themen des zweitägigen Besuchs in Zagreb. Die Kirche Kroatiens rief der Papst zur Einigkeit auf. Den früheren Primas von Kroatien, den Seligen Aloisius Stepinac, würdigte Benedikt als „furchtlosen Hirten“ und Vorbild. Er habe „dank seines unerschütterlichen christlichen Bewusstseins“ dem faschistischen und kommunistischen Regime widerstanden. Zum Abschluss der Reise betete der Papst am Sonntagnachmittag am Grab des seligen Kardinals.

Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat
Verglichen mit der Messe vor 400.000 Gläubigen und dem großen Medienecho war der Abschied des Papstes aus Kroatien rein äußerlich eher leise. Die Zeremonie am Flughafen wurde wegen schlechten Wetters abgesagt. In der vorbereiteten Ansprache forderte Benedikt XVI. jedoch die „sachliche und nützliche Zusammenarbeit“ zwischen Kirche und öffentlichen Einrichtungen. Die lebendige christliche Tradition könne sich so positiv auf die Gesellschaft auswirken.

Versöhnung zwischen Christen und Muslimen
Dialog und Zusammenarbeit forderte Benedikt XVI. auch innerhalb der Kirche. Nur so könne sie „den Schwierigkeiten unserer Zeit“ entgegentreten, sagte der Papst bei einem Gottesdienst mit Bischöfen, Priestern und Ordensleuten am Sonntagnachmittag in der Kathedrale Zagrebs. Bischöfe und Priester seien zum „Dienst der Versöhnung“ aufgerufen – Versöhnung „zwischen den getrennten Christen und zwischen Christen und Muslimen“.

Vor allem Gemeindepfarrer sollten angesichts des Priestermangels nicht den „Mut verlieren“, und „gemeinsam mit den Laien“ neue Wege der Evangelisierung finden – „und zwar aufeinander abgestimmt“ und ohne die einzelnen Aufgaben „zu vermischen“.

„Menschlich betrachtet unerklärlich“
Klar verurteilte Benedikt XVI. die Verfolgung der Kirche durch das kommunistische Regime. „Die kroatischen Katholiken –speziell der Klerus – waren Gegenstand von Schikanen und systematischen Übergriffen, deren Ziel die Zerstörung der katholischen Kirche war.“ Die Kirche sei in dieser Zeit vereint geblieben: „Diese Einheit erklärt, was menschlich betrachtet unerklärlich ist: dass ein so hartes Regime die Kirche nicht hat bezwingen können.“

Das Martyrium von Kardinal Aloisius Stepinac bezeichnete der Papst als „Höhepunkt der Gewalttaten“. Der frühere Erzbischof von Zagreb stand bis zu seinem Tod 1960 unter Hausarrest. Die kommunistische Führung Kroatiens hatte ihn wegen angeblicher Kollaboration mit dem faschistischen Regime zu 16 Jahren Haft verurteilt. Im Seligsprechungsverfahren wurde von Vergiftung während der Haft ausgegangen.

Stepinac „Anwalt Gottes“
Stepinac „heroisches Leben“ sei noch heute ein Vorbild, sagte Benedikt XVI. am Sonntagnachmittag. Er sei ein hartnäckiger „Anwalt Gottes auf diese Erde“ gewesen: „Gerade dank seines unerschütterlichen christlichen Bewusstseins hat er es verstanden, jedem Totalitarismus Widerstand zu leisten. So wurde er in der nazistischen und faschistischen Diktatur ein Verteidiger der Juden, der orthodoxen Christen sowie aller Verfolgten und dann, in der kommunistischen Ära, ,Anwalt‘ seiner Gläubigen, besonders der vielen verfolgten und getöteten Priester.“

Holocaustüberlebende hatten das Gebet Benedikts XVI. am Grab von Kardinal Stepinac – wie schon die Seligsprechung 1998 – kritisiert. Historiker werfen Stepinac vor, im zweiten Weltkrieg zu den Massakern an orthodoxen Serben, Juden sowie Sinti und Roma geschwiegen zu haben. Stepinac‘ Anwalt, der Postulator im Seligsprechungsverfahren, Juraj Batelja, verweist im Interview mit Radio Vatikan dagegen jedoch auf Predigten aus dem Zweiten Weltkrieg.

„Er sagte, die katholische Kirche kenne weder eine Rasse der Herrscher, noch eine Rasse der Sklaven. Zitat: Die katholische Kirche kennt nur die Rasse der Geschöpfe Gottes. Wenn sie jemanden höher einschätzt als andere, dann weil er ein edleres Herz hat und nicht die stärkere Faust. Das sagte Stepinac, als Zagreb unter deutscher Besatzung stand und man für solche Sätze das Leben riskierte.“

(rv 06.06.2011 bp)







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