Die Nahost-Sondersynode im Vatikan vom letzten Herbst hat auch Folgen in der islamischen
Welt. Das sagt der politische Berater des libanesischen Großmufti, Mohammad Sammak,
im Gespräch mit der Missionszeitschrift „Jesus“. Zwar seien die Reaktionen in der
islamischen Welt auf die Synode „noch langsam“: Das liege „nicht nur an fehlendem
Verständnis, sondern auch an dem, was derzeit im Nahen Osten und im Maghreb passiert“.
Doch sei in den christlich-islamischen Beziehungen in Nahost ein „sehr interessanter
Domino-Effekt in Gang gekommen“. „Alle wesentlichen Autoritäten des Weltislam“ stünden
kurz davor, „eine Fatwa herauszugeben, die Anschläge auf Christen und Gläubige jedweder
Religion bzw. auf ihre Kultorte verurteilt“. Die Fatwa – also ein islamisches Rechtsgutachten
– stelle solche Anschläge „von ihrer Schwere her den Attentaten auf Muslime gleich“.
Die Initiative sei vom libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri und dem Großmufti
ausgegangen: „Sie haben die wesentlichen Führer kontaktiert, etwa den Imam von al-Azhar,
den Mufti von Saudi-Arabien und die spirituellen Führer in Jordanien, Palästina und
im Rest der Welt.“ Es werde bald eine „hochrangige Konferenz geben“, auf der die Fatwa,
deren Entwurf schon fertig sei, „ratifiziert“ werde. „Dass die Konferenz noch nicht
stattgefunden hat, liegt nur an den Ereignissen in Nordafrika und an der Tatsache,
dass sich die libanesische Regierung noch nicht fertig gebildet hat“, so Sammak. „Wir
hätten es schon auf libanesischer Ebene machen können, aber wir haben beschlossen,
zu warten, damit es wirklich ein bindendes Regelwerk für die Muslime in der Welt wird.“
Sammak konnte auf Einladung von Papst Benedikt vor den Teilnehmern der Synode im Vatikan
das Wort ergreifen.