Seliger Kardinal Stepinac: „Serben und Juden verteidigt“
Papst Benedikt XVI.
betet am Sonntag am Grab des Seligen Kardinal Aloisius Stepinac (1898-1960). Johannes
Paul II. hatte den früheren Erzbischof von Zagreb und Primas von Kroatien als Märtyrer
des Kalten Krieges 1998 selig gesprochen. Stepinac habe keine Politik gemacht, schrieb
Joseph Ratzinger damals. Auf Polemiken zur politischen Haltung Stepinac‘ wird der
deutsche Papst auch bei seinem Besuch in Zagreb nicht eingehen. Vielmehr will er den
– so wörtlich – „großen Hirten und großen Christen“ würdigen.
Stepinac sei
ein Mann „beispielhafter Menschlichkeit“, sagte Benedikt XVI. während der Reise nach
Kroatien. Es sei sein Schicksal und seine Bestimmung gewesen, in zwei völlig gegensätzlichen,
aber eben zutiefst inhumanen Diktaturen zu leben. Dass Stepinac‘ vorgeworfen wird,
zu den Massakern der Faschisten geschwiegen zu haben, erwähnt der Papst nicht. Wörtlich
sagt er im Flugzeug jedoch: „Der Kardinal hat die wahre Menschlichkeit gegen dieses
Regime verteidigt und Serben, Juden, Sinti und Roma verteidigt.“ Der selige Kardinal
habe „gegen den Zeitgeist für das Wahre gekämpft“. Deshalb sei er „ein großes Vorbild
nicht nur für die Kroaten, sondern für uns alle“.
Der ehemalige Generalvikar
des Erzbistums Zagreb, Vladimir Stankovic, gibt zu bedenken: „Der Fall Stepinac war
nicht einmalig“ im damaligen Ostblock. Viele führende Kirchenmänner saßen im Gefängnis
– in Polen, in Ungarn, in der Tschechoslowakei.
„Das war aus Moskau diktiert.
Das war eine Methode. Die Kommunisten wollten mit Direktiven aus Moskau von Stalin
die Köpfe der Kirche in allen osteuropäischen Ländern vernichten. Das war so geplant.
Von all diesen großen Leuten ist nur Kardial Stepinac selig geworden. Auch alle anderen
haben eine große Bedeutung in den eigenen Ländern und für die ganze Kirche. Wir sind
stolz darauf, dass Stepinac selig gesprochen worden ist.“
Die Kirche in
Kroatien hofft auf eine Heiligsprechung von Aloisius Stepinac. Manche hätten sie schon
während des Besuchs Benedikts XVI. erwartet, berichtet Stankovic.