Benedikt XVI. ist
zu seiner 19. Apostolischen Reise in Kroatien eingetroffen. Auf dem Flughafen in Zagreb
wurde er von Präsident Ivo Josipovic und den Bischöfen des Landes begrüßt. Der Präsident
stellte dem Papst in seiner Ansprache Kroatien als „modernen demokratischen Staat“
vor und würdigte die christliche Inspiration hinter der Einigung Europas. In einem
Interview kurz vor dem Eintreffen hatte Josipovic erklärt, er sei persönlich zwar
Agnostiker, habe aber großen Respekt vor dem Papst und der katholischen Kirche.
Benedikt
XVI. betonte in seiner ersten Rede auf kroatischem Boden, dass er als „Pilger im Namen
Jesu Christi“ komme. Er knüpfe an die zwei Pastoralreisen seines Vorgängers Johannes
Paul II. nach Kroatien an.
„Wir können auf dreizehn Jahrhunderte starker
und besonderer Bande zurückblicken, die in zuweilen schwierigen und schmerzlichen
Umständen gelebt und gefestigt wurden. Diese Geschichte ist ein beredtes Zeugnis für
die Liebe Ihres Volkes zum Evangelium und zur Kirche. Von Anfang an gehört Ihre Nation
zu Europa und leistet ihm in besonderer Weise den Beitrag an geistigen und moralischen
Werten, die jahrhundertelang das tägliche Leben und die persönliche wie nationale
Identität ihrer Söhne und Töchter geprägt haben.“
Die „heutige Kultur“
stelle allerdings auch an Kroatien einige „Herausforderungen“, so der Papst: „Soziale
Differenzierung, geringe Stabilität und ein Individualismus, der eine Sicht des Lebens
ohne Verpflichtungen und die ständige Suche nach „Räumen des Privaten“ begünstigt“.
Angesichts einer solchen Lage sei „ein überzeugtes Zeugnis“ gefragt – „und eine unternehmungsfreudige
Dynamik zur Förderung der moralischen Grundwerte, auf denen das gesellschaftliche
Leben und die Identität Europas basieren“.
„Zwanzig Jahre nach der Erklärung
seiner Unabhängigkeit und am Vorabend der vollen Aufnahme Kroatiens in die Europäische
Union kann die frühere wie die jüngste Geschichte Ihres Landes ein Grund zur Reflexion
für alle anderen Völker des Kontinentes sein und jedem von ihnen sowie dem gesamten
Gefüge helfen, das unschätzbare gemeinsame Erbe an menschlichen und christlichen Werten
zu bewahren und neu zu beleben. Möge so diese werte, in ihrer reichen Tradition starke
Nation dazu beitragen, dass die Europäische Union diesen geistigen und kulturellen
Schatz vollends zur Geltung bringt!“
Kroatiens Präsident würdigt
Rolle des Vatikan bei Staatsgründung Kroatiens Staatspräsident Ivo Josipovic
hat die wichtige Rolle des Heiligen Stuhls für die völkerrechtliche Anerkennung seines
Landes gewürdigt. Der Vatikan habe damals eine „historische Schlüsselrolle im politische
Sinne“ gespielt, sagte Josipovic am Samstag bei der Begrüßung von Papst Benedikt XVI.
auf dem Flughafen von Zagreb. Die moralische und politische Autorität des Vatikan
sowie der katholischen Kirche habe eine Einstellung der „Aggression“ gegen Kroatien
bewirkt und das Überleben des Staates gesichert, so Josipovic. Der Heilige Stuhl war
Mitte Januar 1992 nach Deutschland eine der ersten diplomatischen Instanzen, die Kroatien
nach dessen Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni 1991 anerkannten; die Europäische
Gemeinschaft folgte zwei Tage später. Zugleich hob das kroatische Staatoberhaupt hervor,
dass sein Land eine Versöhnung mit seinen Nachbarn anstrebe und zu einer großzügigen
Vergebung bereit sei. Das moderne Kroatien fördere die Toleranz und den ökumenischen
Dialog, sagte Josipovic.