2011-06-04 16:10:40

Nationaler Familientag: „Wenn die Familie zerstört ist, geht der ganze Staat kaputt“


RealAudioMP3 Mit seiner ersten Reise nach Kroatien als Papst will Benedikt XVI. vor allem die kroatischen Familien und Jugendlichen stärken. Unter dem Motto „Gemeinsam in Christus“ feiert er am Samstagabend (zur Stunde) eine Gebetsvigil mit jungen Leuten auf dem Josip-Jelacic-Platz, die als Vorbereitung auf den Höhepunkt der Papstreise, der Messe mit Familien am Sonntagmorgen im Zagreber Hippodrom dienen soll. Zugleich begehen die kroatischen Katholiken am 5. Juni den Nationalen Familientag. Um die 200.000 Gläubigen werden erwartet - aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der kroatischen Diaspora.

Der Ban-Jelacic-Platz am Fuße der Zagreber Kathedrale füllte sich bereits ab Freitagnachmittag: viele junge Gesichter waren zu sehen, Kroatisch Serbisch, aber auch Deutsch und Englisch waren zu hören. Der Jugendchor der Erzdiözese probte Lieder und brachte die Passanten in Schwung. Die 23-jährige Kroatin Jelena Jozipovic kommt aus einem kleinen Ort an der Adriaküste und studiert seit fünf Jahren in Zagreb Übersetzungswissenschaften. Sie gehört zur salesianischen Jugend in der Erzdiözese der Hauptstadt und freut sich darauf, den Papst zu sehen:

„Ich bin sehr aufgeregt, denn ich denke, dass das ein großes Ereignis für Kroatien und die Jugendlichen ist. Ich denke, dass die Anbetung am Samstagabend und die Messe am Sonntag mit der Eucharistie die wichtigsten Programmpunkte des Besuches sind. 2.19 Denn dieses gemeinsame Tun verbindet die Leute. Und ich glaube auch, dass das für die kroatischen Familien eine große Motivation sein wird, um ihren Glauben zu leben – für alle Leute!“

Bevor der Papst am Samstagabend auf dem Jelacic-Platz die weiße Bühne am Kopfende des Platzes betritt, wird ein Bildnis der Zagreber Stadtpatronin, der Jungfrau Maria von Kamenita vrata, in Prozession über den Platz getragen. Die Ikone, die sonst ihren Platz in einem der antiken Zagreber Stadttore in der Oberstadt hat, wird auch nachher auf der Bühne bleiben. Die Gläubigen haben so Gelegenheit, sich im Gebet auf die Messe am Sonntag, dem Nationalen Familientag, vorzubereiten. Eine lange Nacht wird das geben in Zagreb, mit gemeinsamen Gebet und Gesang. Jelena sieht die größten Probleme der Familien in Kroatien vor allem im Glaubensverlust und im Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen:

„Es gibt immer weniger Familien, die gemeinsam beten, in die Kirche gehen und gemeinsam ihren Glauben leben. Dass zum Beispiel die Eltern ihren Kindern zeigen, wie sie beten können usw., wie sie also in ihrem alltäglichen Leben ihren Glauben leben können. Aber nicht nur das – ohne Glauben und ohne Gebet scheiden sich viele Paare, das wird fast schon zu einer normalen Sache. Das ist wirklich eine Krise: dann leiden die Kinder, die Paare, eigentlich alle. Denn wenn die Familie zerstört ist, geht der ganze Staat kaputt.“
Die junge Kroatin beklagt, dass der Staat die Familien nicht genug unterstützt:
„Eigentlich glaube ich, dass die Politik hier nicht alles macht, um die katholische Familie zu schützen. Zum Beispiel, was den Mutterschutz betrifft, dass die Mutter vor und nach der Geburt Zeit hat und Unterstützung erfährt. Die Frauen haben oft Angst, dass sie dann ihre Arbeit verlieren. Weiter ist ein Grund, dass wir vergessen, dass wir eine schwere Geschichte gehabt haben im Krieg. Damals haben wir alle gebetet. Und jetzt, wo es uns besser geht, vergessen die Leute, dafür zu danken, weiter in die Kirche zu gehen und an Gott zu glauben und auch, weiter Gutes zu tun. Ich glaube dagegen, dass das gemeinsame Gebet wirklich wichtig ist.“

Die kroatischen Familien sind heute, wie auch in den europäischen Ländern, vor große Herausforderungen gestellt, erzählt der Präsident der Kommission für die Familie und das Leben in der kroatischen Bischofskonferenz, Bischof Valter Zupan, vor einigen Tagen im Interview mit Radio Vatikan: Säkularisierung und die Auflösung traditioneller Bindungen zerrten an der familiären Einheit. Allerdings ginge in Kroatien ein beträchtlicher Anteil von Familien der katholischen Glaubenspraxis nach: Gebet, Kirchgang und religiöse Erziehung seien für die Mehrheit normal, so würden etwa 88 Prozent der Kinder auf Mittelschulen am Religionsunterricht teilnehmen. Vom Nationalen Familientag, der dieses Jahr mit dem Papstbesuch zusammenfällt, erhoffen sich die kroatischen Bischöfe eine Energiespritze für das kroatische Familienleben. Das Piktogramm zum alle zwei Jahre stattfindenden Tag zeigt eine christliche Familie: Zu sehen ist das Bild einer schwangeren Frau, die neben dem Vater und drei Kindern steht - umschlossen von zwei schützenden Händen, die Gottes Führung repräsentieren, und vor einem Kreuz stehend.

(rv 03.06.2011 pr)







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