Nationaler Familientag: „Wenn die Familie zerstört ist, geht der ganze Staat kaputt“
Mit seiner ersten
Reise nach Kroatien als Papst will Benedikt XVI. vor allem die kroatischen Familien
und Jugendlichen stärken. Unter dem Motto „Gemeinsam in Christus“ feiert er am Samstagabend
(zur Stunde) eine Gebetsvigil mit jungen Leuten auf dem Josip-Jelacic-Platz, die als
Vorbereitung auf den Höhepunkt der Papstreise, der Messe mit Familien am Sonntagmorgen
im Zagreber Hippodrom dienen soll. Zugleich begehen die kroatischen Katholiken am
5. Juni den Nationalen Familientag. Um die 200.000 Gläubigen werden erwartet - aus
Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der kroatischen Diaspora.
Der Ban-Jelacic-Platz
am Fuße der Zagreber Kathedrale füllte sich bereits ab Freitagnachmittag: viele junge
Gesichter waren zu sehen, Kroatisch Serbisch, aber auch Deutsch und Englisch waren
zu hören. Der Jugendchor der Erzdiözese probte Lieder und brachte die Passanten in
Schwung. Die 23-jährige Kroatin Jelena Jozipovic kommt aus einem kleinen Ort an der
Adriaküste und studiert seit fünf Jahren in Zagreb Übersetzungswissenschaften. Sie
gehört zur salesianischen Jugend in der Erzdiözese der Hauptstadt und freut sich darauf,
den Papst zu sehen:
„Ich bin sehr aufgeregt, denn ich denke, dass das ein
großes Ereignis für Kroatien und die Jugendlichen ist. Ich denke, dass die Anbetung
am Samstagabend und die Messe am Sonntag mit der Eucharistie die wichtigsten Programmpunkte
des Besuches sind. 2.19 Denn dieses gemeinsame Tun verbindet die Leute. Und ich glaube
auch, dass das für die kroatischen Familien eine große Motivation sein wird, um ihren
Glauben zu leben – für alle Leute!“
Bevor der Papst am Samstagabend auf
dem Jelacic-Platz die weiße Bühne am Kopfende des Platzes betritt, wird ein Bildnis
der Zagreber Stadtpatronin, der Jungfrau Maria von Kamenita vrata, in Prozession über
den Platz getragen. Die Ikone, die sonst ihren Platz in einem der antiken Zagreber
Stadttore in der Oberstadt hat, wird auch nachher auf der Bühne bleiben. Die Gläubigen
haben so Gelegenheit, sich im Gebet auf die Messe am Sonntag, dem Nationalen Familientag,
vorzubereiten. Eine lange Nacht wird das geben in Zagreb, mit gemeinsamen Gebet und
Gesang. Jelena sieht die größten Probleme der Familien in Kroatien vor allem im Glaubensverlust
und im Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen:
„Es gibt immer weniger
Familien, die gemeinsam beten, in die Kirche gehen und gemeinsam ihren Glauben leben.
Dass zum Beispiel die Eltern ihren Kindern zeigen, wie sie beten können usw., wie
sie also in ihrem alltäglichen Leben ihren Glauben leben können. Aber nicht nur das
– ohne Glauben und ohne Gebet scheiden sich viele Paare, das wird fast schon zu einer
normalen Sache. Das ist wirklich eine Krise: dann leiden die Kinder, die Paare, eigentlich
alle. Denn wenn die Familie zerstört ist, geht der ganze Staat kaputt.“ Die
junge Kroatin beklagt, dass der Staat die Familien nicht genug unterstützt: „Eigentlich
glaube ich, dass die Politik hier nicht alles macht, um die katholische Familie zu
schützen. Zum Beispiel, was den Mutterschutz betrifft, dass die Mutter vor und nach
der Geburt Zeit hat und Unterstützung erfährt. Die Frauen haben oft Angst, dass sie
dann ihre Arbeit verlieren. Weiter ist ein Grund, dass wir vergessen, dass wir eine
schwere Geschichte gehabt haben im Krieg. Damals haben wir alle gebetet. Und jetzt,
wo es uns besser geht, vergessen die Leute, dafür zu danken, weiter in die Kirche
zu gehen und an Gott zu glauben und auch, weiter Gutes zu tun. Ich glaube dagegen,
dass das gemeinsame Gebet wirklich wichtig ist.“
Die kroatischen Familien
sind heute, wie auch in den europäischen Ländern, vor große Herausforderungen gestellt,
erzählt der Präsident der Kommission für die Familie und das Leben in der kroatischen
Bischofskonferenz, Bischof Valter Zupan, vor einigen Tagen im Interview mit Radio
Vatikan: Säkularisierung und die Auflösung traditioneller Bindungen zerrten an der
familiären Einheit. Allerdings ginge in Kroatien ein beträchtlicher Anteil von Familien
der katholischen Glaubenspraxis nach: Gebet, Kirchgang und religiöse Erziehung seien
für die Mehrheit normal, so würden etwa 88 Prozent der Kinder auf Mittelschulen am
Religionsunterricht teilnehmen. Vom Nationalen Familientag, der dieses Jahr mit dem
Papstbesuch zusammenfällt, erhoffen sich die kroatischen Bischöfe eine Energiespritze
für das kroatische Familienleben. Das Piktogramm zum alle zwei Jahre stattfindenden
Tag zeigt eine christliche Familie: Zu sehen ist das Bild einer schwangeren Frau,
die neben dem Vater und drei Kindern steht - umschlossen von zwei schützenden Händen,
die Gottes Führung repräsentieren, und vor einem Kreuz stehend.