Gegen eine „ökumenische
Schonzeit“ hat sich der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, ausgesprochen.
„Unüberwindbare Hindernisse“ gebe es nicht. Jetzt müsse das unterschiedliche Amtsverständnis
geklärt werden, sagte der Bischof am Rande des Evangelischen Kirchentags in Dresden.
Papst Benedikt XVI. müsse bei seinem anstehenden Besuch in Deutschland die Einheit
der Christen betonen.
„Wir sollten uns in Ökumene keine Schonzeit gönnen.
Ich bin überzeugt, dass Gott will, dass wir uns entschiedener auf den Weg der Einheit
machen.“ Joachim Reinelts Worte gehen – hoffentlich nur – im Applaus unter. In
der Predigt beim zentralen ökumenischen Gottesdienst am Himmelfahrtstag fordert der
katholische Bischof von Dresden eine „verjüngte Kirche“. Sie sei der Sinn von Ökumene
und mehr als eine innerkirchliche Angelegenheit. „Hand in Hand mit neuem Schwung.
Darauf wartet Europa. Darauf wartet die ganze Welt.“
Die Besucher des Christentreffens
machten keinen Unterschied zwischen katholisch und evangelisch. Vielmehr ginge es
um den Mehrwert des Christentums, um den Beitrag der Christen in einer zunehmend atheistischen
Gesellschaft. Im Interview mit dem Kölner Domradio sagt Bischof Reinelt: „Wie kann
dieser Glaube in der Welt von heute, in der Welt dieses Deutschlands tatsächlich akzeptabel
werden für diejenigen, die nicht mehr glauben. Und das führt uns zusammen.“
Die
Gastgeberstadt des Evangelischen Kirchentags ist für Katholiken und evangelische Christen
Diaspora. Nur 25 Prozent, nur ein Viertel der Gesamtbevölkerung Dresdens sind Christen.
Für die Ökumene ist das von Vorteil, meint der katholische Bischof, für den sein evangelischer
Kollege, der Landesbischof von Sachsen, übrigens nicht nur „Amtsbruder“ sondern nach
eigenen Worten „wirklich ein Bruder“ ist. „Hier funktioniert einiges einfach, weil
wir beide nicht so viele sind. Das ist natürlich schmerzlich, aber das führt auch
zusammen.“
Papst Benedikt XVI. könne bei seinem Besuch im September noch
einmal Brücken zwischen den Konfessionen schlagen. Für den Dresdner Bischof lautet
die Hauptbotschaft des Pontifex: „Alles noch einmal bewusst bejahen, was wir gemeinsam
haben. Das wird er auch tun, das sollen wir Bischöfe eigentlich alle tun, immer wieder.
Wenn das nicht im Bewusstsein bleibt, dann bleibt der Eindruck einer tiefen Spaltung.
Und das ist gegen den Heiligen Geist.“
Dringlich sei im weltweiten ökumenischen
Dialog die Ämterfrage. Das unterschiedliche Verständnis von katholischer Weihe und
der Einsetzung ins Amt auf evangelischer Seite müsse gemeinsam behandelt werden. „Hier
muss Klarheit geschaffen werden. Wir haben Chancen. Es gibt Hindernisse, die tun noch
weh. Manche Schritte sind gegangen worden, ohne dass wir uns abgesprochen haben. Das
ist schade, das ist schmerzlich. Trotzdem sind es keine unüberwindlichen Hindernisse.“