2011-06-02 12:13:27

Sudan: „Der Süden will sich nicht in einen Krieg ziehen lassen"


RealAudioMP3 Der Südsudan will sich auf keinen Fall vom Nordsudan zu einem Krieg provozieren lassen. Das sagt Bischof Cesare Mazzolari; der Italiener leitet das Bistum Rumbek im Südsudan. Am 9. Juli ist es soweit, die Unabhängigkeit vom Norden wird Wirklichkeit, bei einem Referendum hatte die überwältigende Mehrheit der Südsudanesen die Abspaltung gewählt. An einen glatten Übergang glaubt Bischof Mazzolari nicht:

„Khartum schafft Spannungen. Wir kennen das schon: Sie haben die Abspaltung des Südens erlaubt, weil 98 Prozent der Südsudanesen dafür waren. Aber sie haben nur unwillig zugestimmt. Für sie war dieses Referendum eine Art Gefechtspause. Lieber hätten sie den Süden behalten bzw. regelrecht erobert, weil er voller Rohstoffe ist.“

Die Spannung steigt freilich nicht nur im übertragenen Sinn. Das zeigen die jüngsten Gefechte um die erdölreiche Region Abyei, die genau auf dem Grenzverlauf zwischen Nord und Süd liegt. Dazu meint der Bischof von Rumbek:

„Der Süden will nicht zum Krieg provoziert werden. Wir hatten 22 Jahre Krieg! Und wir wissen persönlich vom Präsidenten des Südens, dass seine Haltung die ist, die Ruhe zu wahren, ohne auf die Provokationen Khartums einzugehen, das einen Krieg will.“

Den Scharmützeln liegen unterschiedliche Auffassungen über Eigentum und Zugehörigkeit zugrunde, aber auch unterschiedliche Religionen. Der Norden ist überwiegend muslimisch, während der Süden von Christen und Anhängern von Naturreligionen bewohnt wird. Bischof Mazzolari sieht aber auch einzelne Hoffnungszeichen, die auf eine Verständigung hindeuten: Nicht zwangsläufig muss rund um den 9. Juli ein neuer Krieg der Kriegsmüden ausbrechen.

„Man hat sich schon das erste Mal versammelt, um einen gemeinsamen Militärrat zu gründen. Ziel ist, diese Gier nach Anhäufung von immer mehr Land zu unterbinden, sei es im Norden oder im Süden. Es geht auch um das Teilen der Güter. Das heißt nicht nur ein Stück Land abzugeben, sondern beispielsweise das Weiden der Herden wechselseitig zu erlauben oder Handel zwischen Nord und Süd Handel zuzulassen; oder auch, dass Kinder aus dem Norden in Schulen im Süden kommen können – und andere Dinge mehr.“

Die neue Republik Südsudan wolle sich demokratisch ausrichten, betonte der Bischof. Bei der Erarbeitung der Verfassung müssten alle Bevölkerungsschichten gehört werden. Manche Stämme seien vorerst nicht in diesen Prozess eingebunden, auch die Kirche werde bisher außen vor gehalten, so Mazzolari.
(rv 02.06.2011 gs)








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