Zollitsch: Neuevangelisierung, die bleibende und zukunftsweisende Initiative des Papstes
An diesem Mittwoch ist – früher als geplant – die Vollversammlung des Rates zur Förderung
der Neuevangelisierung zu Ende gegangen, zwei Tage intensives Beraten und austauschen
darüber, die der christliche Glaube erneuert in der nicht mehr christlichen Welt verkündet
werden kann. Österreich war von Kardinal Christoph Schönborn vertreten, Deutschland
von Erzbischof Robert Zollitsch. Zollitsch sprach nach dem Treffen mit Journalisten
über die Beratungen.
Der Befund ist deutlich:
Der Glaube und die Kirchenzugehörigkeit gehen auch in den vom Christentum geprägten
Ländern der Erde stark zurück, die Welt wird säkularer. Dies ist eine neue Herausforderung
für die Verkündigung des Evangeliums, die die ganze Kirche angeht, weswegen die ganze
Kirche auch gemeinsam darüber nachdenken soll. Erzbischof Zollitsch:
„Darum
bin ich Papst Benedikt dankbar, dass er diese Initiative ergriffen hat. Ich glaube,
dass es eine der bleibenden und zukunftsweisenden Initiativen des Papstes sein wird,
dass diese Sache jetzt weltweit in den Blick genommen wird.“
Zwanzig Bischöfe
haben als Mitglieder der Vollversammlung teilgenommen. Zwei Tage wurde intensiv gearbeitet.
Begonnen habe man mit dem Gedanken des Papstes in seiner Ansprache an die Versammlung
am Montag: Der Glaube sei nichts Privates, kein Gewand nur für Festtage, sondern fähig,
das Gute der Moderne in sich aufzunehmen und so das ganze Leben zu prägen.
„Und
wenn es um das Gute der Moderne geht, dann spüren wir, worum es tatsächlich geht:
Es geht um die Neuevangelisierung in den Ländern, die aus christlicher Tradition geprägt
sind, und heute durch die Säkularisierung spüren, dass eine für uns völlig neue Situation
da ist. Für uns ist jetzt wichtig, die Realität zur Kenntnis zu nehmen und dann zu
schauen, was an Herausforderungen und Chancen auch in diesem Bereich für uns liegen.
Darum sollte es bei dieser ersten Vollversammlung des Rates zur Neuevangelisierung
gehen.“
Man habe in der Versammlung aber nicht nur das Negative der Säkularisierung
zur Kenntnis genommen, so Zollitsch:
„Wir beobachten neben dieser fortschreitenden
Säkularisierung und Entfremdung im Glauben andererseits aber auch eine Suche nach
Transzendenz, nach dem Ganzen, nach der Fülle, nach dem Sinn und der Bestimmung des
eigenen Lebens. Wir können wir den Menschen eine starke und fundierte Wertung für
das Leben aus dem christlichen Glauben vermitteln? Die Umfragen zeigen, dass der Glaube
an Gott nicht tot ist. Im vergangenen Jahr wurde ja bei uns in Deutschland festgestellt,
dass immerhin in Ost und West zusammen 81 Prozent der Menschen sagen, dass sie an
Gott glauben. Damit ist das noch nicht unbedingt der Glaube an den christlichen Gott,
aber es ist ein Ansatzpunkt für die Neuverkündigung des Evangeliums.“
Das
Ziel der Verkündigung der Gottesbotschaft müsse sein, anderen Menschen die Möglichkeit
zu denselben Erfahrungen zu geben. Die Internationalität sei dabei ein entscheidendes
Moment:
„Mir ist in den Beratungen hier in diesen Tagen noch einmal verstärkt
klar deutlich geworden: Eine Kirche, die nicht Weltkirche sein will, die sich ihrer
weltkirchlichen Bezüge nicht bewusst ist und nicht aus dem lebt, was sie in der ganzen
Fülle haben kann, die steht in Gefahr, zum Provinzialismus zu werden.“
Im
Hintergrund bei den Beratungen dabei war auch immer die Bischofssynode im Oktober
2012, Papst Benedikt hatte entschieden, diese zum Thema der Neuevangelisierung zu
veranstalten. Diese und andere Blicke in die Zukunft prägten die Überlegungen, so
Zollitsch:
„Die jetzige Sitzung des Rates hatte auch die Aufgabe, die Vollversammlung
der Bischofssynode im nächsten Jahr vorzubereiten, diesem Thema gewidmet ist, um dann
auch zu schauen, wie das, was jetzt von den Lineamenta da ist - die Darstellung dessen,
was die Aufgabe ist – wie das weiterverarbeitet und weiterentwickelt werden soll,
hin zu einer Art Werkbuch für diese Bischofssynode. Es wird natürlich auch die Frage
kommen, welche Rolle die Medien spielen. Das hat in den Diskussionen ein sehr großes
Gewicht gehabt, weil einerseits die Frage ist, was über die Medien rüber kommt, und
wie wir auf die ganz neuen Medien zugehen.“
Was genau wäre dann ein Erfolg
des Evangelisierungsrates und der Neuevangelisierung überhaupt?
„Ich kann
Wünsche formulieren, ich kann aber schlecht sagen, an welchen Zahlen wir den Erfolg
sehen werden. Für mich wäre es zum Beispiel ein wichtiger Erfolg, wenn ich in der
Öffentlichkeit und auch in unseren Gemeinden spüren würde, dass wir daran interessiert
sind, den Glauben weiter zu geben; wir sind viel offener und gastfreundlicher, wenn
neue Leute kommen. Ich hoffe, dass dann viele Menschen spüren: die Kirche ist interessiert
an uns und möchte uns diese Botschaft weitergeben, wir sind willkommen.“
Letztlich
sei aber auch diese Initiative nichts rein menschliches, sondern Teil der Kirche,
Teil des Willens Gottes für die Menschen.
„Er verlangt unsere Anstrengung,
und zu der sind wir bereit.“