Kardinal Reinhard Marx von München kritisiert die deutsche Ministerin für Arbeit und
Soziales, Ursula von der Leyen. Die von ihrem Ministerium geplante Reform der Arbeitsmarktförderung
sei nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar. Die Pläne sehen deutliche Kürzungen
bei der Eingliederung von Langzeitarbeitslosen vor; für Kardinal Marx würde das darauf
hinauslaufen, „rund 500.000 der etwa 1,4 Millionen langzeitarbeitslosen Menschen schlicht
abzuschreiben“. Marx äußerte sich am Mittwoch in München zum bundesweiten Aktionstag
des Deutschen Caritasverbandes und der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Integration
durch Arbeit“. Wörtlich meinte der Kardinal: „Kein Mensch ist überflüssig, jeder wird
gebraucht! Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, seine Fähigkeiten einzubringen,
sinnvoll zu arbeiten, und dadurch auch seinen einmaligen und unersetzlichen Beitrag
für die Gesellschaft zu leisten.“ In der aktuell vorgesehenen Form seien die Reformen
nicht dazu geeignet, jedem Menschen die Chance einzuräumen, „die Freiheitsmöglichkeiten
in unserer Gesellschaft zu nutzen und aktiv mit zu gestalten“. Die Würde des Menschen
sei ein zentrales Kriterium auch für die Gestaltung des Arbeitsmarktes und den politischen
und gesellschaftlichen Umgang mit Arbeitslosigkeit. Die geplanten Reformen seien zudem
nicht hilfreich dabei, jene Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, die bei
entsprechender Begleitung, Förderung und Qualifizierung durchaus Chancen hätten. Die
geplante Pauschale von maximal 150 Euro sei für die Integrationsbetriebe und Beschäftigungsprojekte
viel zu gering und würde das Ende für viele dieser Einrichtungen bedeuten, beklagte
Marx: „Wer hier einspart, wer Förderung reduziert und damit Vermittlungschancen unnötig
einschränkt und so Teilhabe verhindert, der handelt sozial ungerecht und volkswirtschaftlich
unvernünftig.“