Die katholische Kirche
in Malta bedauert das Ergebnis des Referendums vom vergangenen Wochenende. Im Falle
zerrütteter Ehen hat sich die knappe Mehrheit der Malteser für die Scheidung ausgesprochen.
Trotz der Kritik der Kirche und obwohl das Referendum nicht bindend ist, will Regierungschef
Lawrence Gonzi den Gesetzesvorschlag im Parlament einbringen. Der kleine Inselstaat
im Mittelmeer, auf dem sich 98 Prozent der Bewohner zur römisch-katholischen Kirche
bekennen, ist das einzige Land der EU, in dem es kein Scheidungsrecht gibt. Der Erzbischof
von Malta, Paul Cremona, sucht im Gespräch mit Radio Vatikan nach Erklärungen für
dieses knappe Ergebnis:
„Auch die Medien, vor allem die sozialen Netzwerke,
haben, glaube ich, eine große Rolle zu Gunsten der Scheidung gespielt. Darum müssen
wir uns auch bemühen. Ich muss aber auch sagen, dass es eine Gruppe von Laien gegeben
hat, die sich zwar nicht mit der Kirche vereint zeigten, aber doch von der Doktrin
der Kirche inspiriert waren. Sie haben eine große Bewegung gegen die Scheidung ins
Leben gerufen. Ich glaube, dass wir vor Gott versucht haben, unser Pflicht als christliche
Gemeinschaft innerhalb der maltesischen Gesellschaft zu erfüllen.“
Offenbar
habe Unklarheit darüber geherrscht, wie sich ein guter Katholik bei der Abstimmung
zu verhalten habe, so der stellvertretende Generalvikar Anton Gouder in der Ausgabe
der maltesischen Tageszeitung „Times of Malta“ von diesem Dienstag. Erzbischof Cremona
sieht jetzt die Kirche gefordert, die Beziehungen zu den Maltesern neu zu knüpfen:
„Wir
müssen auch über die Seelsorge nachdenken. Nicht nur über die Familienseelsorge, die
sehr wichtig ist, und die Ehe, sondern darüber hinaus. Um vielleicht eine Art der
Seelsorge zu finden, die über die persönliche Entscheidung jedes einzelnen Christen
hinaus geht. Und ich glaube, dass es wichtig ist, die Evangelisierung zu stärken,
die nicht über die Kultur, sondern besonders durch die Familien vermittelt wird und
eine Kraft sein muss, die sich durch die Kinder fortsetzt. Ich glaube, darin liegt
die Herausforderung, der sich die Kirche stellen muss.“
Bereits in den
nächsten Tagen soll das Scheidungsgesetz dem Parlament vorgelegt werden. Damit könnte
das Scheidungsrecht in Malta noch vor der Sommerpause im Juli verabschiedet werden.